Vienna Independent Shorts 2011
Bericht von Pola Beck (TEHERAN KITCHEN)
Als ich am Mo, den 30.05., in Wien mit dem Flugzeug ankam, wurde ich mit dem Auto abgeholt und zu meiner Unterkunft gebracht. Auf dem Weg dorthin erhielt ich durch meine Fahrerin schon eine kleine Sightseeingtour durch Wien. Das Festival hatte mir freundlicherweise ein Bett in einer WG besorgt. Da aber meine Produzentin Lissi Muschol sich kurzfristig dazu entschlossen hatte mitzufahren, übernachteten wir doch in der Wohnung ihrer Schwester. Dort angekommen, verabschiedete ich mich von meiner Fahrerin Katharina und übergab ihr das AG Kurzfilm Werbematerial und meine Postkarten, die sie daraufhin im Festivalbüro und im Kino auslegte.
Nachdem wir zu Abend gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg ins Festivalkino namens „Metro“ in der Innenstadt, nahe einer sehr belebten Einkaufstraße am Karlsplatz. Dort sollte um 20h das Screening beginnen. Unser Film TEHERAN KITCHEN lief mit 5 anderen Filmen in einem Block im Internationalen Wettbewerb „Fiction & Documentary“ und konkurrierte mit noch 29 weiteren Filmen.
Bedauerlicherweise wurden alle Filme nur einmal gezeigt.
Das Metrokino ist zwar recht klein, hat mir aber sehr gut gefallen, denn es sieht aus wie ein kleiner alter Theatersaal. Mit seinen 175 Sitzplätzen ist eines der schönsten und traditionsreichsten Lichtspielhäuser Wiens, wie mir berichtet wurde. Die Vorstellung begann zwar wegen technischer Probleme stark verspätet, war dafür aber sehr gut besucht. Nach dem Screening wurden Lissi Muschol und ich mit zwei weiteren Filmemachern aus dem Block nach vorne gebeten und es gab ein kurzes Q&A. Die Resonanz war gut und später konnten wir bei einem Umtrunk in der „Filmbar“ noch unser Gespräch über unseren Film mit anderen Filmemachern und Besuchern fortsetzen. Das Festival hatte in der Bar eine kleine Afterparty nach einem Sonderscreening mit dem Performancekünstler Pierre Hébert veranstaltet. Dort kam ich auch mit dem georgischen Filmemacher Tornike Bziava in Kontakt und wir tauschten unsere Filme aus.
Am nächsten Tag besuchten wir das Festivalbüro im wunderschönen Museumsquartier und bekamen unsere Akkreditierungen ausgehändigt. Kim Lange, die Gästebetreuerin, lud uns dort auf eine heiße Waffel und einen sehr leckeren Kaffee ein. Nach ein paar netten Gesprächen mit anderen Filmemachern und den Festivalleuten besuchten wir die österreichische Produktionsfirma „Lotusfilm“ (Produzenten von Ulrich Seidl und Michael Glawogger Filmen) und aßen mit ihnen zu Mittag in ihrem schönen Büro in einem alten Fabrikgebäude. Dort erfuhren wir ein wenig über die schwierigen Bedingungen des österreichischen Filmmarkts.
Da das Festivalprogramm immer erst um 18h begann, erkundeten wir daraufhin die Stadt zu Fuß und nahmen auf dem bekannten Wiener „Naschmarkt“ eine kühle Limonade zu uns. Etwas später am Nachmittag besuchten wir das österreichische und internationale Filmprogramm im Metrokino und mussten feststellen, dass es starke Qualitätsunterschiede in den beiden Sektionen gab. Alle Screenings waren gut besucht. Dem Filmegucken schlossen wir ein obligatorisches Wienerschnitzel-Essen im Rüdingerhof unter Bäumen an und in der Nacht gab es noch ein besonderes Festival-Event: Das „Liegekino“. Auf Luftmatratzen liegend konnte man Filme an die Decke gescreened in einer riesigen alten Halle beschauen.
Unser letzter Festivaltag begann mit einem Frühstück in einem sehr traditionellen Caféhaus namens Café Weidinger. An diesem Tag gab es kein Programm mehr, nur noch eine Art Vortrag mit Screening über die österreichische „Filmvermittlung“, die die Arbeit mit Film an Schulen fördert.
Nach der Preisverleihung am Abend, der es ein wenig an „Esprit“ fehlte, gab es eine große Abschlussparty auf einem Schiff auf der Donau. Leider waren nur noch sehr wenige internationale Filmemacher anwesend und ich hatte das Gefühl, dass im Gegenzug die Macher der österreichischen Filme sehr „zusammengluckten“. Da aber meine Produzentin Lissi Muschol kurz zuvor einen ihrer Diplomfilme in Wien produziert hatte, kannte sie jede Menge Leute der Filmakademie Wien, die ihr bei dem Film geholfen hatten und so hatten wir eine gute Zeit mit dem Wiener Filmnachwuchs.
Die Stadt und das Festival hat uns gut gefallen, wenn es auch kein Festival ist, wo man außerhalb der österreichischen Filmbranche großes Networking betreiben kann, was aber nicht weiter schlimm war, denn das Wichtigste war für uns eine spürbare Resonanz auf unseren Film, die uns das Gefühl gab, wieder ein paar mehr Leute mit dem Film erreicht zu haben. Die Festivalmacher waren sehr neugierig auf uns und haben uns sehr herzlich empfangen. Unsere Gästebetreuerin Kim Lange konnten wir die ganzen Tage immer telefonisch erreichen, wenn wir Fragen hatten. Alle machten, obwohl das Festival ein eher kleines Budget hat und alle ehrenamtlich dabei waren, einen super Job! Ich bin froh, dass die AG Kurzfilm und German Films mir diese Reise finanziert haben.
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