Mit unserem Kurzspielfilm F FOR FREAKS (30min) wurden wir in den Internationalen Wettbewerb zum BISFF 2019 eingeladen und haben dort im April unsere Internationale Premiere gefeiert. Wer noch die A-Festivals abwarten möchte, es ist keine Weltpremiere gefordert und auf dem Festival waren auch viele Kurzfilme u. A. aus Cannes, Venedig oder Clermont Ferrand zu sehen. Insgesamt wurden aus knapp 6000 Einreichungen 39 Filme in den Internationalen Wettbewerb eingeladen.
Vom Festival bekommt man für den gesamten Zeitraum des Festivals ein Hotelzimmer gestellt, was ich in diesem Fall zusammen mit meinem Editor Louis Huwald ohne Aufpreis bewohnen konnte. Ein Zuschuss zu den anfallenden Transportkosten (Flug/Bus/U-Bahn) konnte vom Festival nicht gestellt werden.
Eine Reise nach Südkorea ist überwältigend. Wir sind aufgrund der Konditionen nicht direkt nach Busan geflogen, sondern erst nach Seoul. Am nächsten Tag ging es dann über fünf Stunden mit dem Bus weiter nach Busan. Man durchquert einmal komplett Südkorea und kann ein paar hundert Meter entfernt vom gestellten Hotel aussteigen, welches wiederum unweit vom Meer liegt. Zwischen den ganzen Mega-Bauten kommt man sich erst mal verloren vor, im Hotel dann, wo sich auch der Festival-Counter befindet, lernt man aber schon einmal die ersten anderen Filmemacher kennen.
Was mich am BISFF am meisten beeindruckt hat, und welche Erfahrung man auch nur dort machen kann, ist die Rezeption des Publikums, welches zu ca. 98% aus Südkoreanern besteht. Bei nur einem der zwei Screenings die man im Internationalen Wettbewerb bekommt, gibt es ein sehr durchstrukturiertes „GV“ = Guest Visit, also ein Q&A mit den anwesenden FilmemacherInnen, was maximal 15min dauert. Die ModeratorInnen sind außerordentlich gut vorbereitet und stellen starke einleitende Kommentare bzw. Fragen. Wenn die Runde für das Publikum eröffnet wird, melden sich sofort rund zwanzig bis dreißig ZuschauerInnen, also ein fragefreudigeres Publikum als man es vielleicht von anderen Festivals kennt. Bei meinem eigenen GV haben mich manche Kommentare aus dem Publikum derart beeindruckt, dass ich angefangen habe ganz neu über meinen eigenen Film nachzudenken. Es heißt, Busan sei die Filmstadt Südkoreas, was sich spätestens bei den GVs bemerkbar gemacht hat. So ein interessiertes Publikum ist Balsam für die Filmemacherseele. Als ebenfalls sehr bereichernd haben wir es empfunden die nationalen, also die südkoreanischen Wettbewerbsblöcke zu besuchen. Die Andersartigkeit des Erzählens und des Sprechens über Film ist sehr inspirierend und da wir oft die einzigen beiden Nicht-Koreaner in den Blöcken waren - was sich daran bemerkbar gemacht hat, dass wir die einzigen waren, die eine Simultanübersetzung bekamen - hatten wir noch einmal mehr das Gefühl etwas besonderes zu erleben.
Ein weiteres Highlight war die Preisverleihung, die, anders als bspw. die Eröffnungsveranstaltung, tatsächlich mal ein kleines bisschen lockerer war und nicht ganz so streng durchstrukturiert. Erfreulicherweise, und ohne es vorher zu wissen, haben wir den Audience Award gewonnen. Einen Monat nach Ende des Festivals haben wir ein Paket aus Busan erhalten, mit einer eigens gravierten Trophäe und einer 2TB Festplatte als Präsent.
Zusammenfassend: Wer also wissen möchte, wie sein Film von einem Publikum aus einem anderen Kulturkreis rezipiert wird, dem ist eine Reise nach Busan wärmstens ans Herz zu legen. Wer plant, seinen nächsten Film in Südkorea zu produzieren, der sollte viel Eigeninitiative an den Tag legen, was die Vernetzung angeht.
Gute Reise und die besten Grüße, Sabine Ehrl