Busan International Short Film Festival 2012
Bericht von Stefan Neuberger (KEDI)
Das "Busan International Short Film Festival" fand 2012 zum 29sten Mal statt.
Es wurde 1980 unter dem Namen "Korean Short Film Festival" als erstes Kurzfilmfestival in Korea gegründet. Zu Begin zeigte es ausschließlich Produktionen aus dem eigenen Land bis es 2000 zum "Busan Asian Short Film Festival" umbenannt wurde und sich schließlich 2010 als "Busan International Short Film Festival" weltweiten Kurzfilmen öffnete.
Neben dem Kurzfilmwettbewerb wird seit diesem Jahr ein Ehrengast-Land in ausgewählten Filmen und einer Retrospektive eines Ehrengastes vorgestellt: in diesem Jahr war dies Frankreich. So gab es eine Auswahl französischer Kurzfilme durch die Filmgeschichte hindurch, angefangen bei Filmen der Brüder Lumière bis in die Gegenwart hinein. Als diesjähriger Ehrengast wurde Dominique Cabrera eingeladen. Im Rahmen der Retrospektive wurden 12 ihrer Filme gezeigt und es bestand die Möglichkeit an einer Masterclass mit Ihr teilzunehmen.
Das Herzstück des Festivals ist die "International Competition". Sie besteht aus der "Short film section" mit Filmen bis zu 30 Minuten, der "Medium-length film section" mit Filmen zwischen 30 - 60 Minuten und der "Extreme-short film section" mit Filmen unter 3 Minuten. Insgesamt wird mit bis zu 12 Preisen eine stattliche Menge Auszeichnungen verliehen.
Das "Busan International Short Film Festival" fand dieses Jahr zum ersten Mal im eigens für das "Busan International Film Festival" gebauten und eindrucksvollen Busan Cinema Center, einem rießigen Kino-Komplex, statt. Tagsüber wirkte dieser Ort ein wenig verlassen und überdimensioniert. Zum späten Nachmittag und Abend war ich jedoch überrascht, dass die höchst modernen und weiträumigen Kinos relativ gut besetzt waren.
Die Anreise nach Busan führt einen zuerst über Seoul und seinen internationalen Flughafen Incheon. Von Seoul aus kann man entweder sehr unkompliziert und günstig mit dem Zug nach Busan fahren oder direkt einen Inlandsflug von Seoul nach Busan anschließen lassen.
Untergebracht waren alle eingeladenen RegisseurInnen in einem sehr einfachen, aber trotzdem komfortablen Hostel. Zuerst war ich ein wenig skeptisch bezüglich des Mehrbettzimmers, das ich mit drei anderen Regisseuren teilte. Schließlich stellte sich diese Unterbringung jedoch als angenehm und teilweise sogar vorteilhaft heraus. Unumgänglich brachte dies die einzelnen TeilnehmerInnen schnell zusammen. Da ich mich mit den anderen sehr gut verstanden habe und die gemeinsame Zeit genießen konnte, stellte dies für mich kein Problem dar.
Vom Hostel aus gab es alle zwei Stunden einen Bus-Shuttel-Service zum „Busan Cinema Center“. Ich bevorzugte hingegen die U-Bahn, da man mit dieser sehr viel flexibler, aber trotzdem einfach, günstig und unabhängig den Weg bestreiten konnte. Während das „Busan Cinema Center“ eher in einer menschenleeren und urban kühlen Stadtatmosphäre liegt, so befand sich das Hostel direkt am bekannten Haeundae-Beach und somit mitten im Geschehen. Eine Mischung aus Ausgehmeile, Wolkenkratzern und gemütlichem Fisch-Markt. Fast jeden Abend wurde für alle TeilnehmerInnen und OrganisatorInnen ein gemeinsames Treffen organisiert, welches meistens in Haeundae und somit auch nahe zum Hostel stattfand. Dies erwies sich als überaus praktisch und so ließ sich der späte Heimweg trotz unauffindbaren Adress-Angaben ganz einfach gestalten. Die Atmosphäre bei den abendlichen Zusammentreffen war auffallend herzlich, entspannt und einladend.
Die Eröffnungs-Zeremonie des Festivals fiel extrem pompös aus - roter Teppich, live-Kamerabegleitung, bekannte SchauspielerInnen, RegisseurInnen und sonstige Ehrengäste. Zum Glück wurde ich schon in Berlin vorgewarnt, mich in meiner Kleidungswahl entsprechend feierlich vorzubereiten. Noch vor der eigentlichen Eröffnungs-Zeremonie gab es ein organisiertes Zusammentreffen bei Tee und kleinen Spezialitäten mit den FestivalorganisatorInnen, angereisten RegisseurInnen und KuratorInnen. Hier stieß ich mit meinen mitgebrachten Katalogen und DVDs von German Films auf großes Interesse. Auch die restlichen Werbematerialen fanden schnell interessierte neue Besitzer.
Das Festival wurde von einer Vielzahl von freiwilligen HelferInnen getragen, die immer äußerst hilfsbereit zur Seite standen. Auch der Festivalleiter und alle anderen am Festival Beteiligten gaben mir immer das Gefühl willkommen zu sein und bemühten sich sehr um die angereisten RegisseurInnen.
Meine zwei Film - Screenings liefen technisch einwandfrei ab und waren in den hochmodernen Kinosälen ein wahrer Genuss. Nach dem zweiten Screening an das eine Q&A angeschlossen wurde, gab es viel Interesse an meinem Film. Leider war die Übersetzung vom Englischen ins Koreanische nicht so geglückt. Das war ein wenig schade, weil es die Kommunikation zwischen mir und dem Publikum doch extrem einschränkte. So konnte trotz großem Interesse nicht alles ausreichend kommuniziert werden. Spontan fand sich aber eine Übersetzerin im Publikum, die schließlich improvisierend weitestgehend aushelfen konnte und das Q&A zu einer interessanten Erfahrung machte.
Die rechts neben dem eigentlichen Bild vertikal gesetzten koreanischen Untertitel schienen (nach Feeback) sehr gut übersetzt worden zu sein und waren mir eine ästhetische Freude.
Neben dem Screening und der positiven Resonanz auf meine Arbeit werden mir die vielen netten Menschen und wunderbaren kleinen Begegnungen in Erinnerung bleiben. Ich glaube das ist wirklich das Wichtigste und Interessanteste, was ich von einer solchen Festival - Reise mit nach Hause bringe: Der zarte Beginn eines ersten Austausches mit FilmemacherInnen aus aller Welt.
www.bisff.org