Ottawa International Animation Festival 2024
Der Ottawa International Animation Festival ist eines der Festivals, das ich schon immer besuchen wollte. Doch ich dachte, dass ich niemals die Chance dazu bekommen würde, weil mein Stil des Filmemachens wohl nicht dem Geschmack des künstlerischen Leiters entsprechen würde. Umso glücklicher und auch etwas überrascht war ich, als die Benachrichtigung zur Auswahl kam. Ich habe keine Zeit damit verschwendet, mein Glück infrage zu stellen, und habe sofort angefangen meine Teilnahme zu organisieren.
Ich bin German Films äußerst dankbar für die nette und prompte Kommunikation und natürlich für die Reisekostenunterstützung.
Die Einladung war für fünf Tage, aber ich habe eine zusätzliche Nacht selbst bezahlt. Warum? Das habe ich dieses Jahr über Filme für junges Publikum gelernt: Viele Festivalprogramme beinhalten Schulvorführungen an einen oder zwei Tagen unter der Woche, meist vormittags. Üblicherweise muss der Gast also einen Tag früher anreisen und hat dann die Wahl: entweder die Abschlussfeier zu verpassen oder eine Nacht extra auf eigene Kosten zu bleiben. So war es auch in Ottawa.
Dies führte zu einem lustigen quasi-Missgeschick. Am ersten Tag in Ottawa wachte ich um 4 Uhr morgens auf, überraschenderweise, da ich im Flugzeug kaum geschlafen hatte und mit nur minimalem Jetlag rechnete. Ich versuchte alles, um wieder einzuschlafen, einschließlich eines Besuchs im Fitnessstudio, das um 7 Uhr öffnete. Doch auch nach einer Stunde Training - keine Spur von Schlaf. Mein Gehirn funktionierte auch nicht richtig. Als der Pool um 10 Uhr öffnete, war ich da - allerdings kaum ein Pool, mehr wie ein großes warmes Bad, also war ich schnell wieder raus. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass ich etwas verpasste. Tatsächlich entdeckte ich nach einem Blick in alte E-Mails mit dem Zeitplan für die Gäste, dass es um 11 Uhr eine Kinderfilmvorführung gab und eine weitere um 14 Uhr. Ich hatte 15 Minuten Zeit, um vom Hotel (wie üblich: Holiday Inn) zum Arts Court Center zu gelangen, wo das Festivalbüro war und einige der Veranstaltungen und Vorführungen stattfanden. Also mehr rennend als gehend, und mit nassen Haaren schaffte ich es pünktlich zur Vorführung. Chris Robinson, der künstlerische Leiter, empfing mich doppelt überrascht: erstens wegen meines Zustands und zweitens, weil er dachte, ich sei nicht angekommen, da die Person, die mich am Flughafen abholen sollte, mich nicht gefunden hatte.
Er stellte mich dann mit den Worten vor, dass ich gerade schwimmend aus Deutschland gekommen bin :))
Einige Dinge zur Korrespondenz vor dem Festival: Es kann verwirrend sein. Es gibt viele E-Mails von verschiedenen Personen, manchmal widersprüchlich, manchmal wiederholt sich, was jemand anderes schon geschrieben hat. Es gibt viele Formulare, die ausgefüllt werden müssen, und verschiedene Plattformen, die es zu bedienen gilt – wie für die Akkreditierung, das Hochladen des Films und anderen Materialien und, eine nette Überraschung! zur Rechnungsstellung für eine Künstlergage. Diese ist zwar nicht erheblich und deckt nicht einmal die zusätzliche Hotelnacht ab, aber nur wenige Festivals tun so etwas! In diesem Chaos wurde anscheinend übersehen, dass meine Reisebuchung einen Bus-Transfer vom Flughafen Montreal zum zentralen Bahnhof in Ottawa beinhaltete.
Abgesehen davon lief alles reibungslos. Das Hauptproblem für fast alle europäischen Gäste war der Jetlag. Ich habe den Eindruck, dass alle irgendwann im Laufe des Tages für ein Nickerchen ins Hotel zurückkehrten.
Das Festival selbst ist sehr gut organisiert. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Vorführungen, Vorträge und Networking-Veranstaltungen. Auch innerhalb der Vorführungen: ich finde es sehr schön, dass Filme aus verschiedenen Kategorien im selben Programm gezeigt werden, sodass das Publikum nicht nur die z.B professionellen Filme auswählen kann. Ein Highlight war das Animatoren-Picknick, bei dem man an einem Kürbisschnitzwettbewerb teilnehmen konnte (ich habe nicht mitgemacht, da ich immer noch mit dem Jetlag kämpfte und lieber am Kaffeeautomaten hing).
Ich habe nicht an allen Veranstaltungen teilgenommen, aber an ein bisschen von allem. Ich wollte auch ein wenig von der Stadt sehen und einen Eindruck vom Land bekommen, da ich noch nie zuvor dort war. Besonders gefreut hat mich das Wiedersehen mit einem Festivalfreund aus Kanada, Pierre-Yves Drapeau, der am letzten Tag, mit seinem Familien-Van einen kleinen Ausflug zu einem nahegelegenen See organisierte. So hatten ein paar europäische Gäste darunter auch ich das Glück, einen Einblick in die kanadische Natur zu bekommen. Wir hatten auch mit dem Wetter großes Glück – so sehr, dass ich mehrere T-Shirts kaufen musste, was ich dann im Festivalboutique tat, wo es eine gute Auswahl an neuen und älteren Designs in verschiedenen Größen und Farben gab.
Ein paar Hinweise: Die Steckdosen sind anders als in Europa, habe ich zu spät festgestellt, aber USB-Anschlüsse gibt es fast überall. Das Hotelfrühstück ist für Vegetarier eine Herausforderung, pflanzliche Molkereialternativen sind rar und teuer, Alkohol ist ebenfalls teuer.
Habe ich den Jetlag erwähnt?