Ottawa International Animation Festival 2013
Bericht von Thomas Stellmach (VIRTUOS VIRTUELL)
Erst einmal möchte ich mich sehr herzlich für die Reisekostenunterstützung seitens German Films und der AG Kurzfilm bedanken. Beide haben mich damit sehr unterstützt, endlich auch einmal an dem Internationalen Animationsfilm Festival in Ottawa teilzunehmen. Meine dort gesammelten Erfahrungen möchte ich nun gerne an euch weitergeben.
Till Penzek, Jon Frickey und David Buob haben bereits Ihre Eindrücke auf diesem Festival beschrieben. Diese waren für meine Reisevorbereitungen sehr hilfreich.
Um unnötige Zwischenlandungen und mehrstündige Zwischenaufenthalte bei meiner Anreise zu vermeiden, habe ich mich für einen 8-stündigen Direktflug entschieden, der allerdings einen Aufpreis von ca. 300,- € zur Folge hatte. Wie bereits in den anderen Berichten beschrieben kümmerte sich das Festival bereits am Flughafen um uns Festivalgäste, empfing uns mit reichlich süßem Gebäck an einem kleinen Stand und fuhr uns mit einem Shuttle in die Innenstadt in die Hotels. Tagsüber begegnete man sich dann wieder in den Kinos oder zwischen den Vorstellungen im provisorisch erstellten Festival-Kaffee, wo sich auch der Festival-Counter und der Festival-Shop befanden. Die einzeln verteilten Veranstaltungsorte waren zu Fuß zwar gut zu erreichen, doch musste man teilweise 20-30 Minuten Laufzeit einplanen, was das Festival allerdings bei der Programmplanung bedacht hatte. Daher traf man allerdings tagsüber nur wenige Leute im Kaffee.
Generell fiel mir sehr positiv die bunte Zusammenstellung der Wettbewerbsfilme auf, die, bestehend aus einer Mischung von Musikvideos, Werbespot, Experimentalfilmen, Festivaltrailern und narrativen Kurzfilmen in mehreren Programmblöcken gemeinsam gezeigt wurden. Ungewöhnlich lebhaft, locker und stimmungsvoll war auch entsprechend das Publikum, das sich emotional offen zu den einzelnen Filmen verhielt. Der Festival Direktor Chris Robinson hat ausgezeichnete Arbeit geleistet, bereitete sich als Moderator zu den einzelnen Filmemachertalks gut vor und heizte sogar die Zuschauer vor jedem Wettbewerbsprogramm mit zahlreichen eigens dafür geschrieben Animationsfilmer-Witzen auf. Das Publikum ist super mitgegangen und hat reichlich gelacht. Alles in allem lag eine fantastische Stimmung bei den Vorführungen vor.
Das für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Wetter lud zum Glück abends fast täglich dazu ein, bei mindestens einem Becher Bier im Vorgarten der SAW Galerie (neben dem Festival-Büro) mit vielen Kolleginnen und Kollegen inspirierende Gespräche zu führen und bei schöner spätsommerlicher Stimmung den Tag ausklingen zu lassen. So begegnete ich auch namhaften Jurymitgliedern, Talkgästen, Festivalleitern und Filmemachern wie z.B. Adam Elliot, Chris Langreth, Chris Sullivan, Marcy Page (Producer NFB), Marc Bertrand (Producer NFB), Marcel Jean (Direktor Annecy), Jérémy Clapin, Gerben Schermer (Utrecht Festival) u. v. a.. Sehr gerne erinnere ich mich an die vielen motivierten meist US-Studentinnen und -Studenten, die mich nach der Filmvorführung meines Filmes VIRTUOS VIRTUELL oder an den Abenden in Scharen umstellten, um Fragen zu stellen. Längere und ruhigere Gespräche fanden in einer kleinen Gruppe beim Mittagessen statt.
Für mich leider etwas zu spät erhielt ich über das Festival eine Einladung des National Film Boards of Canada in Montreal, um einen Tag nach dem Festival an einer Führung durch dieses Institut teilzunehmen. Dieses, ausschließlich für alle Festivalteilnehmer angebotene Event, ist mittlerweile üblich und mit Sicherheit sehr empfehlenswert. Die Fahrt nach Montreal (200 km) muss allerdings jeder für sich organisieren, da diese Veranstaltung nichts mehr mit dem Festival zu tun hat. Fragt einfach frühzeitig beim Festival nach, ob wieder eine Einladung zu erwarten ist, bevor Ihr Euren Rückflug, z.B. von Montreal aus, plant.
Zu guter Letzt kann ich noch den Festival Shop neben dem Festival Counter empfehlen, bei dem man DVDs oder andere Artikel zu seinem Film verkaufen, aber auch vieles zum Thema Animationsfilm erwerben kann. Leider gibt es viel zu selten diese Möglichkeit, bei der im Glücksfall ein paar Einnahmen erzielt werden können, um z.B. seine Reisekosten ein wenig zu reduzieren. Nehmt im Vorfeld über das Festival Kontakt zu der verantwortlichen Person auf, um alles besprechen zu können. Das Festival freut sich auch über Poster und Flyer, die im Eingangsbereich der Kinos Ihren Platz bekommen.
Auch wenn diese Reise nicht ganz billig war, war sie sehr lohnenswert und hat mir sehr viel Freude bereitet. So konnte ich an den vielen netten Abenden meine Kontakte wieder auffrischen oder neue machen, wie z.B. mit Regisseuren und Produzenten des NFBs. Für mich war natürlich die Preisverleihung in einer alten stillgelegten Kirche der schönste Höhepunkt, in deren Rahmen ich erfreulicherweise für meinen Film VIRTUOS VIRTUELL den Preis für den besten Experimental/abstrakten Film entgegennehmen durfte.
www.animationfestival.ca