Ottawa International Animation Festival 2009
14.-18.10.2009
Bericht von Till Penzek und Jon Frickey (BAADER-MEINHOF-KOMPLETT)
Das Ottawa International Animation Festival (OIAF) hatte dieses Jahr unseren Film BAADER-MEINHOF-KOMPLETT für die narrative competition ausgewählt. Der Film ist ein kurzer animierter Fake-Werbespot, in dem für Merchandising-Artikel zum Eichinger-Film DER BAADER-MEINHOF KOMPLEX geworben wird.
Obwohl es uns ein kleines Rätsel war, warum das Festival gerade diesen Film mit einem speziell deutschen Thema ausgewählt hatte, freuten wir uns riesig über die Einladung, und machten uns am 14. Oktober um 5:00 Uhr morgens auf nach Kanada.
Nach vier Stunden Aufenthalt in London Heathrow saßen wir endlich in der Boeing Richtung Kanada. Natürlich wäre es vernünftiger gewesen, im Flugzeug noch etwas zu schlafen, allerdings bot der Sitz des Vordermanns ein Füllhorn von HBO-Serien, die wir in Deutschland nie zu Gesicht bekommen. So verbrachten wir den Flug mit CURB YOUR ENTHUSIASM, FLIGHT OF THE CONCORDS und MADMEN. Nach ca 7 ½ Stunden landeten wir in Ottawa. Nachdem wir bei der Passkontrolle etliche Fragen zum Zweck unseres Kanada-Besuchs im allgemeinen, und zu unserem Wettbewerbs-Film im speziellen beantwortet hatten („it's a film about terrorism“ kommt am Flughafen sehr gut an), durften wir endlich offiziell einreisen. Vermutlich waren die Zollbeamten fanatische Trickfilm-Fans.
Ottawa ist mit ca 1 Mio Einwohnern die viertgrößte Stadt Kanadas, wobei der eigentliche Stadtkern ziemlich klein ist. 2001 wurden umliegende kleiner Städte und Gemeinden mit ins Stadtgebiet von Ottawa integriert, wodurch der „städtische“ Teil Ottawas nur etwa 20% der Gesamtfläche einnimmt.
Dies bringt mit sich, dass alle Festival-Locations des OIAF bequem zu Fuss zu erreichen sind.
Nachdem wir kurz im Hotel eingecheckt hatten, machten wir uns gleich auf den Weg zum Festivalzentrum, um unsere Festivalpässe abzuholen. Gleich darauf ging's weiter ins Kino zu den ersten Filmen. Natürlich ist ein dunkles kanadisches Kino ein denkbar schlechter Ort um mit Jetlag wachzubleiben. Ich schaffte es noch, den großartigen MARY AND MAX von Adam Elliot zu Ende zu gucken, wo Jon schon die zweite Hälfte nicht mehr erlebte. Beim Eröffnungsprogramm war ich dann an der Reihe und verschlief fast alle Filme. Die Eröffnungszeremonie an sich war sehr unprätentiös, der Artistic Director Chris Robinsson hielt eine kurze Ansprache in seiner launigen, aber sehr sympathischen Art. Ein paar Worte steuerte auch der diesjährige Festival Präsident Prof. Otto Alder aus Luzern bei.
Im Anschluss ging's weiter zur Opening-Party in eine Bar. Hier lernten wir zum ersten Mal die Sperrstunde kennen: um Punkt 02:00 Uhr wird man in Ottawa aus jeder Bar und jedem Club hinausbefördert, was uns an diesem Abend aber auch ganz recht war, da wir inzwischen doch unglaublich müde waren.
Am nächsten Tag mussten wir uns in der nächsten Shopping Mall mit zusätzlichen Socken und Schals eindecken, da wir beim Kofferpacken den Kanadischen Herbst unterschätzt hatten. Beim Frühstück im Festivalzentrum verschafften wir uns dann einen groben Überblick über die massenhaften Filmprogramme und Vorträge. Sehr informativ waren u.a. die Podiumsgespräche mit Henry Selick (CORALINE) und David Silverman (SIMPSONS), die einen guten Einblick in ihre Arbeit gaben. Aus dem Fesival-Programm blieben uns besonders LE TIROIR ET LE CORBEAU von Frédérick Tremblay, KAASÜNDINUD KOHUSTUSED von Rao Heidmets, und die drei Wettbewerbsbeiträge von Ray Lei im Gedächnis.
Unser eigener Film kam sehr gut an beim Publikum, obwohl, wie schon gesagt, niemand im Kino schon mal etwas von der RAF – geschweige denn von Stefan Aust – gehört hatte. Vermutlich wurde unser Film unter Exoten-Bonus beim Publikum verbucht, und Lachen ist ja immer ein probates Mittel, um auf etwas irritierendes Fremdes zu reagieren. Beim Animators Talk am nächsten Tag hatten wir die Gelegenheit noch einmal die Hintergründe unseres Filmes kurz zu erläutern.
Sicherlich ist es toll, die unzähligen tollen Animations-Programme anzuschauen, aber das beste an Festivals wie diesem ist es, mit den vielen Filmemachern aus aller Welt zusammenzutreffen. Besonders schön war das traditionelle Animator´s Picknick in einem Park, bei dem man im Sonnenschein mit Essen und Bier an einem „Pumpkin Carving Contest“ teilnehmen konnte.
Man konnte aber auch einfach nur Bier trinken, ausnahmsweise sogar unter freiem Himmel, was sonst in Kanada strengstens verboten ist.
Aber für dieses nette Festival werden dann auch schon mal die kanadischen Alkohol-Gesetze gelockert.
www.animationfestival.ca
Das Ottawa International Animation Festival (OIAF) hatte dieses Jahr unseren Film BAADER-MEINHOF-KOMPLETT für die narrative competition ausgewählt. Der Film ist ein kurzer animierter Fake-Werbespot, in dem für Merchandising-Artikel zum Eichinger-Film DER BAADER-MEINHOF KOMPLEX geworben wird.
Obwohl es uns ein kleines Rätsel war, warum das Festival gerade diesen Film mit einem speziell deutschen Thema ausgewählt hatte, freuten wir uns riesig über die Einladung, und machten uns am 14. Oktober um 5:00 Uhr morgens auf nach Kanada.
Nach vier Stunden Aufenthalt in London Heathrow saßen wir endlich in der Boeing Richtung Kanada. Natürlich wäre es vernünftiger gewesen, im Flugzeug noch etwas zu schlafen, allerdings bot der Sitz des Vordermanns ein Füllhorn von HBO-Serien, die wir in Deutschland nie zu Gesicht bekommen. So verbrachten wir den Flug mit CURB YOUR ENTHUSIASM, FLIGHT OF THE CONCORDS und MADMEN. Nach ca 7 ½ Stunden landeten wir in Ottawa. Nachdem wir bei der Passkontrolle etliche Fragen zum Zweck unseres Kanada-Besuchs im allgemeinen, und zu unserem Wettbewerbs-Film im speziellen beantwortet hatten („it's a film about terrorism“ kommt am Flughafen sehr gut an), durften wir endlich offiziell einreisen. Vermutlich waren die Zollbeamten fanatische Trickfilm-Fans.
Ottawa ist mit ca 1 Mio Einwohnern die viertgrößte Stadt Kanadas, wobei der eigentliche Stadtkern ziemlich klein ist. 2001 wurden umliegende kleiner Städte und Gemeinden mit ins Stadtgebiet von Ottawa integriert, wodurch der „städtische“ Teil Ottawas nur etwa 20% der Gesamtfläche einnimmt.
Dies bringt mit sich, dass alle Festival-Locations des OIAF bequem zu Fuss zu erreichen sind.
Nachdem wir kurz im Hotel eingecheckt hatten, machten wir uns gleich auf den Weg zum Festivalzentrum, um unsere Festivalpässe abzuholen. Gleich darauf ging's weiter ins Kino zu den ersten Filmen. Natürlich ist ein dunkles kanadisches Kino ein denkbar schlechter Ort um mit Jetlag wachzubleiben. Ich schaffte es noch, den großartigen MARY AND MAX von Adam Elliot zu Ende zu gucken, wo Jon schon die zweite Hälfte nicht mehr erlebte. Beim Eröffnungsprogramm war ich dann an der Reihe und verschlief fast alle Filme. Die Eröffnungszeremonie an sich war sehr unprätentiös, der Artistic Director Chris Robinsson hielt eine kurze Ansprache in seiner launigen, aber sehr sympathischen Art. Ein paar Worte steuerte auch der diesjährige Festival Präsident Prof. Otto Alder aus Luzern bei.
Im Anschluss ging's weiter zur Opening-Party in eine Bar. Hier lernten wir zum ersten Mal die Sperrstunde kennen: um Punkt 02:00 Uhr wird man in Ottawa aus jeder Bar und jedem Club hinausbefördert, was uns an diesem Abend aber auch ganz recht war, da wir inzwischen doch unglaublich müde waren.
Am nächsten Tag mussten wir uns in der nächsten Shopping Mall mit zusätzlichen Socken und Schals eindecken, da wir beim Kofferpacken den Kanadischen Herbst unterschätzt hatten. Beim Frühstück im Festivalzentrum verschafften wir uns dann einen groben Überblick über die massenhaften Filmprogramme und Vorträge. Sehr informativ waren u.a. die Podiumsgespräche mit Henry Selick (CORALINE) und David Silverman (SIMPSONS), die einen guten Einblick in ihre Arbeit gaben. Aus dem Fesival-Programm blieben uns besonders LE TIROIR ET LE CORBEAU von Frédérick Tremblay, KAASÜNDINUD KOHUSTUSED von Rao Heidmets, und die drei Wettbewerbsbeiträge von Ray Lei im Gedächnis.
Unser eigener Film kam sehr gut an beim Publikum, obwohl, wie schon gesagt, niemand im Kino schon mal etwas von der RAF – geschweige denn von Stefan Aust – gehört hatte. Vermutlich wurde unser Film unter Exoten-Bonus beim Publikum verbucht, und Lachen ist ja immer ein probates Mittel, um auf etwas irritierendes Fremdes zu reagieren. Beim Animators Talk am nächsten Tag hatten wir die Gelegenheit noch einmal die Hintergründe unseres Filmes kurz zu erläutern.
Sicherlich ist es toll, die unzähligen tollen Animations-Programme anzuschauen, aber das beste an Festivals wie diesem ist es, mit den vielen Filmemachern aus aller Welt zusammenzutreffen. Besonders schön war das traditionelle Animator´s Picknick in einem Park, bei dem man im Sonnenschein mit Essen und Bier an einem „Pumpkin Carving Contest“ teilnehmen konnte.
Man konnte aber auch einfach nur Bier trinken, ausnahmsweise sogar unter freiem Himmel, was sonst in Kanada strengstens verboten ist.
Aber für dieses nette Festival werden dann auch schon mal die kanadischen Alkohol-Gesetze gelockert.
www.animationfestival.ca