Anders als die meisten Filmfestivals, ist die Siggraph in Los Angeles vor allem eine Fachkonferenz für Computergrafik, in deren Rahmen das “Computer Animation Festival” im “Electronic Theatre” stattfindet. Die Siggraph gilt als älteste und bedeutenste Fachkonferenz in diesem Bereich weltweit. Entsprechend gespannt war ich auf die Woche im L.A. Convention Center.
Nachdem ich nachts in Los Angeles gelandet war, musste ich zunächst meinen Weg zum Alamo Shuttle suchen, um mich zu meinem Mietwagen bringen zu lassen, den ich im Vorfeld bereits gebucht hatte. Ohne Navigationsgerät geht gar nichts in der Stadt. Die Karten für Google Maps, hatte ich bereits im Vorfeld heruntergeladen, sodass ich mein Handy als Navi nutzen konnte. Da die Mobiltarife meines Handyanbieters in den USA völlig inakzeptabel waren, wollte ich mir zunächst eine amerikanische Sim-Karte besorgen. Dies habe ich allerdings bis zu meiner Abreise nicht auf die Reihe bekommen. Da man an den meisten Orten der Stadt öffentliche W-Lan Hotspots hatte, konnte ich aber weitestgehend über Whatsapp kommunizieren.
Bei meiner Ankunft musste ich mich zunächst in dem riesigen Gebäude zurechtfinden, das aus mehreren Flügeln und diversen Sälen und Konferenzräumen besteht. Da am ersten Tag der Konferenz noch relativ wenig Programm angeboten wurde, hatte ich dafür aber ausreichend Zeit. Der Exhibition Floor öffnete erst am Morgen des zweiten Tages und bot eine Vielzahl an Messeständen verschiedener Software- und Hardwarehersteller, sowie verschiedener Visual Effects- und Animationsstudios. Hier hatte man jede Menge Gelegenheit, sich über aktuelle Trends und Technologien zu informieren sowie Fachpräsentationen beizuwohnen und Kontakte zu knüpfen. Besonders spannend fand ich den Start-Up Bereich, der kleinen und jungen Unternehmen ein Forum bieten sollte.
Das VR-Village war als weitere Ausstellungsfläche an den Exhibition Floor angegliedert und gab dutzenden Technologieherstellern und wissenschaftlichen Instituten aus aller Welt die Möglichkeit, ihre teils experimentellen und teils bereits kommerziell verfügbaren Virtual Reality Projekte vorzustellen.
Ebenfalls am zweiten Tag fand das Screening und die Preisverleihung im Electronic Theater statt. Der Saal fasste dreieinhalbtausend Zuschauer und hatte eine beeindruckende Größe. Um die Preisverleihung zu überstehen, begann ich schon ein paar Stunden vorher, mich mit überteuertem amerikanischen Bier aufzulockern. Die Award-Ceremony war relativ schnell vorüber. Es ging direkt damit los, dass die vier Preise überreicht wurden. Ich wusste schon einige Wochen im Voraus, dass ich den Preis gewonnen hatte und die Gewinner waren auch bereits veröffentlicht. Von daher konnte ich mich auf die kurze Dankesrede vorbereiten und sie halbwegs schmerzfrei über die Bühne bringen. Anschließend startete das eineinhalbstündige Programm des Electronic Theaters, das aus einer bunten Mischung aus narrativen Kurzfilmen, Werbeclips und Reels von Visual Effects Studios bestand.
Für Festivalenthusiasten könnte die Siggraph eine Endtäuschung sein. Denn letztendlich sind die Gäste dort weniger zum Filme schauen, als zum Networken und um sich über technologische Trends zu informieren. Für alle, die sich jedoch für technische Aspekte der Computergrafik begeistern, ist die Siggraph eine spannende Sache.
Da das Festivalprogramm eher am Rande der Konferenz stattfindet, gab es keine großartigen weiteren Rahmenveranstaltungen. Für alle die, beim ersten Screening nicht anwesend waren, gab es Wiederholungen an zwei weiteren Abenden.
Ein Highlight für mich war jedoch das VR-Theater. Dabei handelte es sich um einen abgetrennten Raum in der Ausstellungshalle, in der zirka zwanzig Virtual Reality Brillen im Kreis aufgebaut waren. Wenn man eines der extrem begehrten Tickets ergattert hatte, konnte man für vierzig Minuten unter einem Headset verschwinden und in einen VR Film nach dem nächsten eintauchen. Vor allem die Beiträge von Penrose Studios und Aardman haben mich sehr beeindruckt und meinen Blick auf die narrativen Möglichkeiten von Virtual Reality stark verändert.
Die Presseabteilung der Siggraph hatte an Journalisten eine Liste mit potentiellen Interviewpartnern herausgegeben, auf der auch die Preisträger des Electronic Theaters vertreten waren. So hatte ich in meiner Woche im Convention Center noch fünf Interview Termine, die sich als tolle Möglichkeit herausstellten, meinen Kurzfilm noch ein wenig zu promoten. Durch die vielen Termine, konnte ich in der kurzen Zeit jedoch nicht viele andere Dinge in Los Angeles unternehmen. Dafür muss ich wohl nochmal eine eigene Reise planen.
Alles in allem, war es eine aufregende Woche. Schade allerdings, dass die Siggraph weder Reise- noch Unterbringungskosten für ihre Preisträger übernimmt. Selbst der saftige Eintritt von fast 600 Dollar wurde mir nur um die Hälfte erstattet. Ohne die Unterstützung der AG-Kurzfilm und German Films hätte ich die Reise nicht antreten können. Vielen Dank nochmal dafür.
Nach meiner Rückkehr vergingen noch ein paar gejetlagte Tage, bis ich endlich wieder vollständig zur Normalität in Berlin Friedrichshain zurück kehren konnte.
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