HollyShorts Film Festival 2017
Das 13. HollyShorts Film Festival fand vom 10. bis 19. August 2017 in Los Angeles, Kalifornien statt. Mein Kurzfilm „Alphamädchen“ lief dort in der Sektion „International Shorts“ in der offiziellen Auswahl. Zum Anlass dieser Nordamerika-Premiere fuhr ich gemeinsam mit der Hauptdarstellerin Emma Drogunova und unterstützt von German Films in die USA.
Das Festival ist ein reines Kurzfilmfestival und seit 2017 ein Oscar-qualifying Festival – das bedeutet, dass die Gewinnerfilme vom HollyShorts auf einer erweiterten Liste für den Kurzfilm Academy Award landen und somit eine Chance auf den Oscar erhalten. Anreiz genug, um das Festival genauer unter die Lupe zu nehmen. Zusätzlich zu den Screenings veranstaltet das Festival Panels, Diskussionen und Industrie-Events unter anderem mit Kodak. Austragungsort ist das berühmte TCL Chinese Theater am Hollywood Boulevard, ein Multiplex direkt am Walk of Fame.
Doch nicht alles was glänzt ist Gold. Denn trotz der beeindruckenden Rahmenumstände hatte das Festival einen entscheidenden Makel: das Publikum blieb aus. HollyShorts selektiert einerseits eine Vielzahl von Filmen, somit ist die Messlatte, hier zu laufen, nicht so hoch wie bei A-Festivals wie Sundance und Co. Doch die Masse an Filmen will auch gesehen werden.
Zu unserem Screening, welches an einem Wochentag um 14 Uhr angesetzt war, erschienen kaum fünfzehn Personen. Dies machte das Q&A im Anschluss auch eher überflüssig. Positiv war allein die Qualität unseres Blocks: die internationalen Kurzfilme waren allesamt hervorragend und wir konnten stolz sein, mit ihnen gemeinsam zu laufen. Schön wäre es nur gewesen, wenn auch externe Zuschauer diese Filme gesehen hätten. HollyShorts ist als Publikumsfestival angelegt, erfüllt diese Rolle aber keineswegs. Aus diesem Grund ist auch ausdrücklich von den teuren Werbeangeboten des Festivals (Trailer-Ausstrahlung etc.) abzuraten – es ist schlicht niemand da, den es zu bewerben lohnt. Einzige Ausnahme sind einige vom Festival selbst stark beworbene Genre-Screeningblöcke, die auf günstige Abendslots gelegt werden – diese waren gut besucht.
Ein kleiner Lichtblick war ein mit Kathleen McInnis und Sharon Badal hervorragend besetztes Panel zur Kurzfilmauswertung bei Festivals. Die beiden kompetenten Rednerinnen haben Programmiererfahrung von Toronto über Rotterdam bis Tribeca und konnten Einblicke in den Auswahlprozess bei solchen Festivals geben. Dieses Panel war sehr informativ und gleichzeitig informell und sympathisch.
Die Abschlussveranstaltung des Festivals war für Emma und mich ein versöhnlicher Höhepunkt. Hier zeigte sich die amerikanische Nonchalance von ihrer positiven Seite: gute Redner mit sehr unterhaltsamen Anekdoten, ein lautstarkes und enthusiastisches Publikum, eine schnelle und unaufgeregte Preisvergabe und ein vernünftiges Catering für alle Festivalgäste. Die Aftershowparty in einem Club in Hollywood war allerdings katastrophal organisiert und so verlor man die Leute, die man beim Abschlussevent kennen gelernt hatte, in kürzester Zeit wieder. Auch gab es lediglich eine Ermäßigung statt einer eigenständigen Gästeliste. Hier wäre eine reine HollyShorts Party sicherlich schöner gewesen.
Da wir zusätzlich zum Festival ein wenig Urlaubsluft schnuppern konnten hat sich der Besuch des Festivals unterm Strich trotzdem für uns persönlich gelohnt. Fährt man allerdings mit hohen Erwartungen an das Screening und an eine Resonanz bei Öffentlichkeit und Publikumsaufmerksamkeit für den eigenen Film zum HollyShorts, wird man auf jeden Fall enttäuscht werden.
www.hollyshorts.com