LA SHORTS FEST 2013
Bericht von Esther Bialas (STÜRZENDE TAUBEN)
Welche Freude überkam uns, als wir die Einladung zum LA Shortsfest bekamen. Wir liefen Anfang des Jahres bereits auf zwei Festivals in den USA, dem New York Shorts und dem New Jersey Film Festival. Aber nun endlich auch das LA Shortsfest, eines der Oscar qualyfier Festivals in den USA. Welches einem Film, bei einer Auszeichnung auf dem Festival zur Einreichung beim Kurzfilm Oscar legitimiert. Allein diese Tatsache macht das Festival natürlich durchaus lukrativ und verleiht ihm tatsächlich eine besondere Attraktivität. Schnell stand fest, dass wir dieses Festival besuchen wollten.
Der Email Kontakt im Vorfeld war freundlich und sehr professionell, unser Gästebetreuer Dominic kümmerte sich schnellst möglich um alle offenen Fragen. Da die Festivals in den USA privat finanziert sind, ist es üblich, dass weder Reisekosten noch Unterkunft bezahlt werden. Zur unserer Überraschung ist ein Aufenthalt in Los Angeles gar nicht so kostspielig, wie wir befürchtet hatten. Wir konnten bereits von Deutschland aus einfach und schnell ein schönes, bezahlbares Appartement über das Internet buchen. Wir sind zu Viert nach Los Angeles gereist, der Kameramann Martin Neumeyer der „Stürzende Tauben“ fotografiert hat und zwei Kollegen aus Hamburg, die ebenfalls einen Film auf dem LA Shorts vorstellten.
Leider war es uns nicht möglich, für Martin eine weitere Akkreditierung zu bekommen. Die Auflagen des Festivals besagen: eine Akkreditierung pro Team. Ich war mir im Vorfeld sicher, dass wir das vor Ort klären würden können um Martin ebenfalls zu akkreditieren. Das war aber leider nicht so.
Nach 18 Stunden Flug, mit zwei Zwischenstopps und dementsprechend wenig Schlaf, plus Jetlag, kamen wir endlich im Festivalbüro an. Der Empfang war mäßig. Wie angekündigt, gab es keine zweite Akkreditierung für unser Team. Wir stellten uns in einer Schlange an einem Art Messestand an und wurden leider relativ schnell abgefertigt. Die Poster und Postkarten zu „Stürzende Tauben“, die wir extra aus Deutschland mit gebracht hatten, stießen auf wenig Gegenliebe, die Stellwände waren wohl voll. So genau wollte man uns darüber keine Auskunft geben. Schließlich wurden wir dann mit einem Programmheft verabschiedet. Etwas verloren standen wir also nun in Los Angeles vor dem Festivalkino. Leider gab es außer einer Eröffnungsveranstaltung, der Preisverleihung und natürlich den Screenings von ca. 350 Filmen, keine weiteren Veranstaltungen. Wir hatten uns auf ein Festivalzentrum oder einen Ort gefreut, wo man sich mit den Filmemachern aus aller Welt austauschen kann, den gab es aber leider nicht.
Also beschlossen wir uns erstmal einige Kurzfilmblöcke anzusehen, um uns auf die nächsten 10 Tage Festival einzustimmen. Trotz Akkreditierung, ist es allerdings so, dass man für jede Filmvorführung extra bezahlen muss, dh. 12 Dollar pro Person, was wohl auch erklärt, weshalb die Kinos stets sehr leer waren. Außer am Wochenende, waren lediglich die Filmemacher der einzelnen Kurzfilme zugegen und im Schnitt etwa 10 bis 15 Gäste, teilweise ein etwas trauriger Anblick. Leider muss ich sagen, dass wir von der Qualität der meisten Filme sehr enttäuscht waren.
Dem jeweiligen Q & A nach den Screenings konnten wir entnehmen, dass die meisten Filmemacher aus Los Angeles selbst kamen, etwas Verwunderlich bei über 800 internationalen Einreichungen.
Unter den Filmemachern, die ihre Filme auf dem LA shortsfest präsentierten, waren viele Amateure bzw. Filmemacher die ihre ersten Filmversuche vorstellten. Oft mit dem erklärenden Zusatz, dass Filmemachen sei ein Hobby für sie. Davon ließen wir uns jedoch nicht die Laune verderben und beschlossen zusätzlich ein wenig Los Angeles zu erkunden. Das muss ich sagen, hat sich sehr gelohnt, eine ebenso beeindruckende, verrückte, wie auch vielseitige Stadt. Im Laufe der 10 Tage, haben wir uns immer wieder Screenings angeschaut und natürlich unsere eigenen Filme präsentiert. Wie schon gesagt durch die relativ hohen Eintrittskosten, waren die Kinos ziemlich leer und das Publikum dementsprechend verhalten.
Glücklicherweise haben wir während unseres Aufenthalts über private Kontakte andere Filmemacher aus Los Angeles und New York kennen gelernt, so dass wir trotzallem die Möglichkeit hatten uns mit interessanten amerikanischen Filmemachern auszutauschen. Nach 10 durchwachsenen Tagen LA Shortsfest, ging es am Ende zur Preisverleihung. Die ähnlich aufgeregt, wie schon die Eröffnungsveranstaltung, von statten ging. Viele operierte Frauen in High Heels und Abendkleidchen ließen sich vor der Fotowand ablichten. Das Kino, in dem die Veranstaltung stattfand, war überraschenderweise voll.
Wie wir allerdings feststellen mussten, waren das alles geladene Gäste, um dem Festival wohl etwas Glamour zu verleihen. Unglücklicherweise mussten wir 30 Dollar für diese Veranstaltung zahlen, was eventuell auch erklärt, weshalb kein einziger Filmemacher, der acht Gewinnerfilme zugegen war. Die Preisverleihung wurde etwas unpersönlich von einer unterkühlt wirkenden Dame moderiert. Eine Preisverleihung mit vielen schick zurecht gemachten Menschen die nichts mit dem Festival an sich zu tun hatten. Da es mehr ums fotografiert werden und um Autogramme ging, stellte sich bei uns das Gefühl ein, dass das alles doch mehr Schein als Sein ist, vielleicht sinnbildlich für Hollywood...
So glamourös die Gala anfing so unglamourös endete sie in einem Pizza Fast Food Laden. Leider konnte am Abend kein einziger Preis persönlich überreicht werden, da wie gesagt, wohl kein einziger Filmemacher, der Gewinnerfilme eingeladen wurde.Für die 30 Dollar Eintrittskarte, bekam jeder noch ein kleines Stück Pizza zum Abschied.
Wie diesem Bericht, sicherlich zu entnehmen ist, waren wir alle etwas enttäuscht vom LA shortsfest, deshalb möchte ich das hier auch festhalten. Dennoch, lohnt sich natürlich eine Reise nach LA, Hollywood für jeden Filmemacher. Man sollte jedoch bedenken, NICHT alleine zum LA Shortsfest zu reisen, da es wie gesagt kaum Veranstaltungen gibt und damit keine Möglichkeiten andere Filmemacher kennen zu lernen.In diesem Sinne, wünsche ich allen Anderen Filmemachern mehr Glück auf internationalen Festivals.
http://lashortsfest.com