LA SHORTS FEST 2009
Bericht von Moritz Mayerhofer (URS)
Infos
Vom 23.07. bis 1.8.2009 fand in Los Angeles zum 13. Mal das LA Shortsfest statt. Im Laufe der Jahre hat es sich zu einem der wichtigsten Festivals in den USA entwickelt. Die Nähe zu Hollywood und gleich sechs Oscar-Shortlist-Nominierungen als Hauptpreise machen es sehr attraktiv. Anders als Mega-Festivals wie beispielsweise Sundance ist das LA Shortsfest fast eine One-Man-Show. Der Festival-Direktor Rob Arentz sitzt zusammen mit einer Mitarbeiterin die längste Zeit des Jahres in einem kleinen Büro und sichtet Filme, leitet und organisiert das Festival.
Zum Festival-Termin selbst helfen ihm eine Hand voll Volontäre und Mitarbeiter die Filmprogramme zu moderieren, den Festival-Alltag zu regeln und für die Filmemacher da zu sein.
Dies geschieht mit einer großer Freundlichkeit, Interesse an der Arbeit und einer immensen Begeisterung und Leidenschaft fürs Filmemachen. Es entsteht dabei der Eindruck, dass jeder gerade an einem Film arbeitet, versucht ihn zu produzieren oder auf den richtigen Moment wartet, seinen Traum wahr werden zu lassen. Das Festival bietet dafür den richtigen Ort gleichgesinnte, kreative Menschen zu treffen, zu finden oder selbst gefunden zu werden.
Geld regiert die Welt
Wie bei allem in den USA dreht sich auch bei Festivals alles ums Geld. Aufgrund fehlender Förderungsmöglichkeiten und Sponsorengelder, momentan noch verstärkt durch die allgemeine Finanzkrise, wird schon für die Teilnahme an (so gut wie) jedem amerikanischen Filmfestival eine Entry Fee verlangt. Diese Gebühr zahlt man bei Einreichung des Films, was aber nicht bedeutet, dass es der Film auch ins Programm schafft. Sollte dies geschehen, so ist es mit dem Zahlen noch nicht zu Ende. Man erhält mit seinem Badge (nur einer vom Team) kostenlosen Eintritt zu seiner eigenen Film-Vorführung, der 13-Uhr-Vorstellung jeden Tages und der Preisverleihung. Wenn man alle Filme sehen will, muss man für eine reduzierte Festival-Akkreditierung mit 99 $ (für Filmemacher mit Film im Wettbewerb) bzw. pro Filmprogramm 12 $ doch recht tief in die Tasche greifen.
Jeden Mittag gibt es noch einen Coffee-Chat, bei dem Casting-Agenten, Marketingstrategen und andere Profis von ihrer Arbeit in der amerikanischen Filmindustrie berichten und kurze Fragen beantworten. Die Gäste dieser Chat-Runde erhalten auch freien Eintritt zur 13-Uhr-Vorstellung, was sich auch im Publikum widerspiegelt.
Die Filmvorstellungen
Auch in L.A. müssen die Leute arbeiten und können nicht um 13 Uhr ins Kino gehen. Daher ist die erste Vorstellung des Tages recht spärlich besucht. Die meisten sind Gäste aus der Chat-Runde, der Rest sind Filmemacher und Journalisten.
Im Laufe des Tages füllt sich der Kinosaal jedoch immer mehr. Die Chance, dabei den ein oder anderen Celebrity zu Gesicht zu bekommen, ist durchaus hoch. Die einen sitzen im Publikum und schauen Kurzfilme, die anderen spielen darin mit.
Nach Ende jedes Präsentationsblocks wurden die Filmemacher zu einer kurzen Frage-Antwort-Runde auf die Bühne gerufen. Das interessierte und wache Publikum beteiligte sich daran rege. Ich hatte mit meinem Film das Glück, in einem der stärksten Programmblöcke vertreten zu sein. Der Animationsblock THE WORLD OF ANIMATION umfasste mit LOST & FOUND und ALMA, dem späteren Gewinner der Animationskategorie, hochklassige Filme. Da der Filmblock an einem Samstagnachmittag gezeigt wurde, war der Kinosaal fast vollbesetzt.
Einzige Berührungspunkte mit anderen Filmemachern ergaben sich nach der Filmvorführung vor dem Kino. Leider haben sich diese Treffen relativ schnell wieder aufgelöst, da entweder der nächste Filmblock oder die tickenden Geldzähler der Tiefgarage drängten.
Ein hochwertiges Filmprogramm
Das LA Shortsfest bietet von Animation, Dokumentation, Experimental- und szenischem Film sowie Musikvideos und Werbung ein sehr breites Spektrum an. Die meisten Filme befinden sich dabei auf einem sehr hohen technischen und erzählerischen Niveau. Die Programme sind zwar thematisch gegliedert (Love Stories, Fairytales etc.), bieten durch ihre bunte Mischung an Filmtechniken jedoch einen großen Unterhaltungsfaktor.
Ohne Stars geht nichts
Im Festivalkatalog lachen einem die Gesichter von gleich zehn Jury-Mitgliedern ins Gesicht. Namhafte Schauspieler (bekannt aus NIP TUCK, PRISON BREAK), Producer (SAVING PRIVATE RYAN) und Creative Directors (Disney) wurden dieses Jahr engagiert, um die knapp 260 Filme zu bewerten. Die Jury habe ich jedoch kein einziges Mal bei Vorführungen oder der Preisverleihung gesehen.
Als vergleichsweise kleines Festival braucht man mediale Aufmerksamkeit, um im großen Hollywood nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Die Lösung hierfür sind die großen Namen der Stars. Scarlett Johansson, Demi Moore und Courtney Cox kamen, um ihre Regiedebüts zu präsentieren. Am Eröffnungsabend liegen ihnen der rote Teppich, Kamerateams und das gesamte Festival zu Füßen. Sie sind anwesend, ihre Filme werden gezeigt - danach sind sie aber weg und tauchen auch nicht mehr auf. Das ist alles nicht verwunderlich, da für Kurzfilmkunst - angesiedelt zwischen filmischen Tests und sozialem Engagement – nicht viel Zeit bleibt.
Die Preisverleihung
Der krönende Abschluss des Festivals fand in einem Club in Hollywood statt. Mühsam konnte ich für einen Freund einen zweiten Badge (eines nicht anwesenden, befreundeten Filmemachers) ergattern, um ihm die 25 $ Eintritt zu ersparen. Was uns erwartete, war ein sehr angenehmes Ambiente: Kleine Tische um eine Bühne herum aufgebaut, neben der das Equipment einer anschließend spielenden Band stand.
Der Abend gestaltete sich durchaus überraschend. Als erstes fiel das Mikrofon aus, für das kein Ersatz gefunden werden konnte. Die Namen der Gewinner waren somit kaum zu verstehen, zumal wenige Preisträger persönlich anwesend waren. Nach der Präsentation der ausgezeichneten Filme „Best Animation“, „Best Foreign“ sowie „Best of Fest“ wurden mit dem Schlusswort noch nebenbei drei Lobende Erwähnungen ausgeteilt. Leider mussten wir daraufhin alle den Saal verlassen, da der Raum anderweitig verplant war und die Musik für andere Gäste spielen sollte. Der Club besaß jedoch noch andere Bars und Räume, in denen die Gäste der Zeremonie langsam das Festival ausklingen lassen konnten.