Black Mirror - A New Installation and Motion Paintings (Ausstellung) 2011
Bericht von Robert Seidel
Die Einzelausstellung bei Young Projects in Los Angeles war eine einmalige Möglichkeit eine umfassende Übersicht über mein filmisches Schaffen in den USA zu präsentieren. Dabei folgte ich der Einladung von Kurator Paul Young, welcher unter anderen das Buch Art Cinema (Taschen Verlag) herausgegeben hat und sich sehr für das bewegte Bild als Kunstform einsetzt. Die Räumlichkeiten bei Young Projects geben jungen Künstlern eine Chance auszustellen, aber auch etablierte Filmemacher wie der Schweizer Künstler Roman Signer waren schon in Einzelschauen vertreten.
In den weitläufigen Räumen einer der beiden Galerien konnte ich meine Arbeiten auf mehreren verschachtelten Leinwänden zeigen. Die sehr dichte Ausstellungsarchitektur verwebte verschiedene Filme zu einem sehr einnehmenden Ganzen. Neben 7 HD-Beamern für meine Experimentalfilme und einer 2-Kanal-Variante von vellum gab es eine 5-Kanal- TV-Installation mit dive painting #1, welches ursprünglich für die größte Medienfassade Deutschlands entstand. Ein weiterer Fernseher zeigte Dokumentationen von Installationen und Performances in Brasilien, Korea und Deutschland. Somit waren fast alle meine Arbeiten aus den Jahren 2002 bis 2011 an einem Ort erstmals gleichzeitig präsent.
Da eine Woche für den Aufbau geplant war, bot sich zudem die Möglichkeit meine Verbindung von Filmen und Papierskulpturen, wie ich sie schon in Taiwan mit chiral gezeigt hatte aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Paul Young unterstützte diese Idee sehr tatkräftig und ich improvisierte 2 neue Skulpturen basierend chiral, eine raumfüllend, die andere klein und fragil (siehe Fotos). Da die Räumlichkeiten über eine große Spiegelwand verfügen, überlegte ich im Vorfeld wie diese in die Ausstellung zu integrieren sei. So entstand die neue Arbeit Black Mirror (siehe Video/Fotos), welche auf feine, laser-geschnittene Papierformen, eine 2-Kanal-Projektion und den Spiegel zurückgreift. Somit verlebendigen sich Strukturen aus meinen Filmen in der Realität und scheinen durch die Spiegelung vor den Betrachtern zu schweben. Durch die Reflexion wird der Zuschauer zudem Teil der Arbeit. Ein sehr spannender Ansatz, dessen erstmalige Ausführung ich dieser Ausstellung und deren Unterstützung durch die AG Kurzfilm verdanke.
Während meiner Zeit in Los Angeles ergaben sich um die Ausstellung herum etliche Möglichkeiten mich mit Künstlern und Kuratoren vor Ort weiter zu vernetzen. So besuchten einige Künstler schon während des Aufbaus die Ausstellung, etwa der Medienkünstler Scott Pagano. Darüber hinaus stellte ich meine Arbeit Studenten am California Institute of the Arts (CalArts) in der Animationsklasse des Medienpioniers Prof. Michael Scroggins vor und durfte im dortigen Medienlabor an einer Motion Capture Session teilnehmen.
Bei der Vernissage von Black Mirror: A New Installation and Motion Paintings waren viele Gäste anwesend, denn an diesem Freitag öffneten alle Galerien des Pacific Design Centers ihre Pforten und boten so ein reichhaltiges Angebot verschiedenster Ausstellungen. So traf ich neben der Leiterin des dortigen Goethe-Institutes auch Prof. Heike Sperling (Institut für Musik und Medien, Düsseldorf), die für einen Forschungsaufenthalt das in Los Angeles ansässige Center for Visual Music besuchte und mich für einen Gastvortrag in Düsseldorf einlud.
Die Leiterin jenes CVM, die Kuratorin Cindy Keefer, unterstützt die weltweite Vorführung meiner Arbeiten bei Screenings schon seit vielen Jahren und zeigte sich von der Ausstellung begeistert. Sie bot an einen Teil der Skulpturen in CMV-Lager zu archivieren, wo unter anderem Originale des Experimentalfilmpioniers Oskar Fischingers zu finden sind. Aus dem Treffen ergab sich weiterhin vor kurzem die Möglichkeit eine 3-Kanal-Arbeit im Los Angeles County Museum of Art (LACMA) zu zeigen (Experimentalfilm-Programm: Expanded Abstraction, Juni bis Januar 2012).
Aufgrund des aufwendigen Aufbaus und der zahlreichen Termine verging die Woche in Los Angeles leider viel zu schnell, sodass ich von der Stadt selbst relativ wenig gesehen habe. Die Weitläufigkeit tat ihr übriges, aber die geknüpften Kontakte sind für meine zukünftige Arbeit sehr wertvoll und inspirierend.
Insgesamt wurde die Ausstellung von der Fachpresse sehr gut aufgenommen und in verschiedenen Zeitungen besprochen, so etwa in Flash Art International, der Los Angeles Times und der Internet-Publikation Huffington Post (siehe Anhang). Außerdem gab es diverse Ankündigungen im Netz, so dass ich meine erste amerikanische Einzelausstellung als vollen Erfolg erachte. An dieser Stelle vielen Dank an die AG Kurzfilm und German Films, die mich seit vielen Jahren hervorragend unterstützen und so das wirtschaftlich schwierige Feld des künstlerischen Films und der experimentellen Animation nachhaltig fördern.