Outfest Los Angeles
Mit Unterstützung von German Films konnte ich zum OUTFEST 2023 nach Los Angeles reisen und dort unseren queeren Kurzfilm WET HAIR präsentieren - ein kleines Projekt über die heilende Kraft von Fetisch.
Der Großteil der Screenings fand im etwas sterilen Gebäude der Directors Guild of America (DGA) in West Hollywood statt, direkt am Sunset Blvd. Die Kinosäle waren relativ groß und über die 10 Festivaltage durchweg gut gefüllt. Die 41. Edition des Festivals fand in diesem Jahr unter dem Vorzeichen der Streiks von SAG-AFTRA und WGA statt. Vor den großen Studiotoren wurde in Laufweite zum Festival protestiert. Der Kampfgeist war auch auf dem Festival in persönlichen Gesprächen spürbar, und viele Premieren fielen wohl etwas kleiner aus als sonst, weil Schauspieler*innen und Autor*innen von ihren Gewerkschaften untersagt war, ihre Filme beim Festival zu promoten.
Ich kam bei Freunden in L.A. unter, da das Festival keine Reisekosten oder Unterkünfte bezuschussen konnte. Die Begrüßung und das Gästemanagement waren sehr freundlich und professionell, aber bei weitem nicht so persönlich, wie ich es von europäischen Festivals gewohnt bin. Vielleicht lag das auch daran, dass die Kurzfilme nur einen Teil des Festivals abbilden und die Volunteers eine Vielzahl an Aufgaben stemmen mussten.
Das Screening unseres Films war dann jedoch sehr warmherzig. WET HAIR wurde gemeinsam mit 6 anderen Kurzfilmen programmiert. Thematisch waren Filme mit Fokus auf Sex und Fetisch in einem Block kuratiert und die Moderatorin nutzte die Q&As mit den Filmemacher*innen, um gemeinsam die Bedeutung von Intimitätskoordination zu diskutieren. Auch die Fragen und Beteiligung aus dem Publikum waren zahlreich, interessiert und politisch.
Es war spürbar, dass das OUTFEST sich ganz klar an ein queeres Publikum richtet und aktuelle Entwicklungen in der queeren Community aufnimmt und versucht zu verhandeln. Veranstaltungen mit Fokus auf Latinx, BIPoC oder Trans und Non-Binary Filmemacher*innen setzten thematische Schwerpunkte und Workshops zu Finanzierung und Distribution, sowie Work-In-Progress Screenings unterstützten die Professionalisierung von queeren Filmemacher*innen.
Die extreme Diversität der Filmemacher*innen habe ich leider nur bedingt im lokalen Publikum wahrgenommen. Das mag vielleicht auch an den eher teuren Ticketpreisen liegen. Ein Soli-Ticket für unterrepräsentierte Communities wäre vielleicht eine Anregung.
Das Festival schafft immer wieder Möglichkeiten und Orte zum Networking. So gab es jeden Abend direkt beim Kino einen Umtrunk, um mit anderen Filmemacher*innen ins Gespräch zu kommen - außerdem Partys mit Blick auf die Hollywood Hills, Drag Wrestling und zwei Industry Tage, mit Panels und Konferenzen.
Neben internationalen Independent Produktionen konnte ich auch Filme wie „Problemista“ oder „Passages“ im Programm sehen. Ich kam mit Studierenden des AFI ins Gespräch, mit spannenden internationalen Filmemacher*innen und habe einer ansässigen Distributionsfirma, mit Fokus auf queeres Arthousekino, meinen Debütfilm vorgestellt.
Ich denke, dass gerade für queere Filmemacher*innen die persönliche Vernetzung, auch international, essentiell ist, um aktuelle Strömungen zu diskutieren und um strukturelle Hürden durch Gemeinschaft zu überwinden. Unter diesem Anspruch, hat sich die Reise zum Festival sowohl für unser Projekt als auch mich persönlich definitiv gelohnt.
www.outfest.org