LA SHORTS FEST 2010
22.-30.07.2010
Bericht von York-Fabian Raabe (ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE)
Das L.A. Shorts Fest fand in diesem Jahr vom 22. bis 30. Juli statt. Es hat sich über die Jahre zu einem der wichtigsten Kurzfilmfestivals in Amerika entwickelt und wird auf Festivalseiten als größtes Kurzfilmfestival der Welt genannt. Da ist es nicht verwunderlich, dass es schon 33 Oscarnominierungen und 11 Oscarvergaben hervorgebracht hat.
Es handelt sich aber nicht um ein großes Massenfestival, sondern um ein überschaubares Intendantenfestival bei dem Rob Arentz, der Festival-Direktor alle eingereichten Filme selbst sichtet. Er wird dabei größten Teils von Volontären unterstützt, die ihrerseits auch oft Filmemacher sind. Dadurch entwickelt das Festival ein sehr familiäres Gefühl. Man wird von jedem persönlich begrüßt und immer wieder sitzt man zusammen und unterhält sich über Filme und neue Projekte, teilweise auch mit Rob persönlich.
Die Screenings fanden den ganzen Tag über statt, wobei die Filme in thematische Blöcke von ca. 2 Stunden zusammengefasst wurden. Begonnen wurde um 13:00 Uhr nach den sog. „Coffee Chats“ auf welche ich später noch genauer eingehen werde. Der Block in welchem mein Film ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE (Between Heaven and Earth) gezeigt werden sollte, wurde auf Montag 13:00 Uhr terminiert. Das beunruhigte mich natürlich, da ich dachte es werde kaum einer in meiner Vorstellung sitzen. Diese Befürchtung schienen auch andere Filmemacher zu haben und so versucht jeder so viele Leute wie möglich zu überzeugen in seinen Film zu gehen. Dabei hatten die Leute Werbematerialien die teilweise extrem hochwertig waren. Besonders originell war zum Beispiel ein Kartenspiel mit allen Informationen über den Film und mit den Darstellern als Bube, Dame und König. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben aber diese Werbematerialien haben sich ausgezahlt. So hat es geklappt, trotz unseres nicht gerade idealen Termines, das Kino ausreichend zu füllen.
Das Amerikanische Publikum ist immer sehr aufgeschlossen. Die Leute sind bei den nach jedem Block im Kino stattfindenden Q&As (Frage-Antwort-Runden) sehr interessiert und auch nach dem Screening kommen viele auf einen zu, um Glückwünsche zu bekunden und weitere Fragen zu stellen.
Die Filme selbst sind höchst unterschiedlich, sowohl qualitativ als auch vom „Production Value“. Es ist das Konzept des Festivals eine sehr hohe Bandbreite an Filmen anzubieten, wobei alle Filme auf ihre Art was Besonderes haben. Dies kann auch zu amüsanten Situationen führen. So wurde dieses Jahr eine Filmreihe der Ridley Scott Associates (RSA) gezeigt. Der optisch herausragendste Film dieser Reihe war THE GIFT. Beim Q&A wurde nach dem Budget gefragt. Sie dürften keine präzisen Zahlen nennen, sagte der Vertreter der RSA, aber die Filme seien sehr billig gewesen, absolut Lowbudget, der Filme hätte nicht viel mehr gekostet als ein normaler Lexus-Auto-Werbespot. Dem Filmemacher neben mir, der mir vorher erzählt hatte, dass er seinen Film für unter 1.000$ realisiert habe, wäre fast sein Getränk aus der Hand gefallen.
Ein wichtiges Ziel des Festivals ist es, Filmemacher untereinander und mit der Industrie in Kontakt zu bringen. Aus diesem Grund finden täglich um 12:00 Uhr die sog. „Coffee Chats“ statt, bei denen Leute aus der Industrie ihre Erfahrungen und Perspektiven der amerikanischen Filmindustrie darstellen. Dies war meistens sehr interessant und hat mir eine ganz neue Sichtweise auf die Amerikanische Filmwirtschaft vermittelt. Am Ende des „Chats“ konnte man dann diesen Leuten sein Infomaterial und seinen Film geben. Das habe ich auch getan, ohne eine große Erwartung zu haben. Aber drei Tage später wurde ich vom einem Produzenten einer der größten Gesellschaften für Filmproduktion und Filmfinanzierung im Independent Bereich um ein Treffen gebeten, welches dann auch tatsächlich stattfand.
Was den Blick auf das Festival trübt, sind die Kosten. Da sind einmal die direkten Festivalkosten. Wie bei fast allen amerikanischen Festivals kostet die Einreichung allein um die 60,00 $. Das ist aber nur für die Sichtung, damit ist der Film noch nicht auf dem Festival angenommen. Des Weiteren bekommt man als Filmemacher nur eine Akkreditierung für seine Filmvorführung für alles andere muss man bezahlen. Ich kann nur empfehlen einen für Filmemacher reduzierten All-Access-Pass für 100,00 $ zu kaufen. Das ist zwar auf einmal viel Geld. Aber am Ende kommt man reibungsloser und meistens auch billiger davon, als wenn man alles einzeln bezahlt. Solltet Ihr eine zweite Person zum Festival mitbringen, dann muss der den vollen Preis zahlen (All-Access-Pass 200,00 $) auch wenn es Euer Schauspieler ist.
Aus Europäischer Sicht klingt dies natürlich inakzeptabel. In Amerika ist dies aber normal. Hintergrund ist, dass die Festivals keine finanzielle Unterstützung vom Staat bekommen. Das Festival muss sich also selbst tragen. Dazu wird die Finanzierung durch Sponsoren immer schwieriger, da zum einen die Wirtschaftskrise Amerika schwer getroffen hat und zum anderen das Interesse an Kurzfilmen, besonders in L.A., nicht sehr groß ist.
Die größten Kosten entstehen darüber hinaus nicht durch das Festival selbst, sondern durch die Unkosten. Das fängt an bei den hohen Kosten für Werbematerialen geht über zu den Flugkosten und endet in den Übernachtungs- und Verpflegungskosten. Besonders bei der Übernachtung entsteht ein spezielles Problem. Das Festival findet beim Laemmle Sunset Theater statt, wo auch der berühmte Sunset Strip beginnt. In dieser Region befinden sich eher teuere Hotels. Wir haben in einem der billigsten Hotels am Strip gewohnt, dem Grafton. Wir haben uns das Zimmer zu zweit geteilt und haben noch einen Rabatt aufgrund des Festivals bekommen. Das Hotel selbst war super. Der große Vorteil, wodurch wir auch viel Geld gespart haben, war, dass wir zu Fuß zum Festival laufen konnten. Hätten wir wo anders gewohnt, hätten wir jeden Tag mit dem Auto zum Strip fahren und dort bei horrenden Preisen parken müssen (bis zu 50 $ am Tag). Mit dem Bus zu fahren kann ich niemanden empfehlen. Die Busse sind teuer, langsam, unpünktlich und das Verbindungsnetz ist ein Witz! Aus diesem Grund hat es sich für uns schlussendlich das etwas teurere Hotel bezahlt gemacht. Nach dem Festival habe ich dann in Venice Beach gewohnt wo es viel preiswerter und schöner war. Darüber hinaus konnte man in Venice alles mit dem Fahrrad erreichen.
Das Beste am Festival waren die anderen Filmemacher. Ich habe so viele nette und talentierte Leute kennengelernt mit denen ich noch heute in Kontakt bin. Besonders die Australischen und Englischen Filmemacher hatten beeindruckende Filme, wie beispielsweise STANLEY PICKLE, ZERO und FRANSWA SHARL.
Die „Awards Ceremony“ fand in diesem Jahr in einem großen Restaurant statt, welches eine große Leinwand und über zwanzig Flatscreens an der Wand hatte. Man saß zusammen an großen Tischen bei gutem Essen und Getränken, welche man selbst bezahlen musste. Dann wurden die Gewinner verkündet und der jeweilige Film auf der Leinwand und den ganzen Flatscreens abgespielt. Das Schöne dabei war, dass der Film auch in der angrenzenden Bar zu sehen war, welche nicht vom Festival gemietet wurde. Die Stimmung war dabei großartig und ohne jede Form von Neid. Dann wurde mein Film aufgerufen für den Preis „Best Foreign Film“. Ich musste eine kurze Rede halten und bekam dann den Preis in die Hand gedrückt. Dazu gab es eine Tasche mit Filmsoftware, DVDs und ein Buch über die Amerikanischen Gewerkschaftsregeln. Es wurde dann noch den ganzen Abend lang getrunken und gefeiert.
Zusammengefasst ist das L.A. Shorts Fest ein Festival mit viel Potential, das aber auch genutzt und aktiviert werden muss. Ist man selbst kommunikativ und offen, bekommt man auch viel zurück.
www.lashortsfest.com
Das L.A. Shorts Fest fand in diesem Jahr vom 22. bis 30. Juli statt. Es hat sich über die Jahre zu einem der wichtigsten Kurzfilmfestivals in Amerika entwickelt und wird auf Festivalseiten als größtes Kurzfilmfestival der Welt genannt. Da ist es nicht verwunderlich, dass es schon 33 Oscarnominierungen und 11 Oscarvergaben hervorgebracht hat.
Es handelt sich aber nicht um ein großes Massenfestival, sondern um ein überschaubares Intendantenfestival bei dem Rob Arentz, der Festival-Direktor alle eingereichten Filme selbst sichtet. Er wird dabei größten Teils von Volontären unterstützt, die ihrerseits auch oft Filmemacher sind. Dadurch entwickelt das Festival ein sehr familiäres Gefühl. Man wird von jedem persönlich begrüßt und immer wieder sitzt man zusammen und unterhält sich über Filme und neue Projekte, teilweise auch mit Rob persönlich.
Die Screenings fanden den ganzen Tag über statt, wobei die Filme in thematische Blöcke von ca. 2 Stunden zusammengefasst wurden. Begonnen wurde um 13:00 Uhr nach den sog. „Coffee Chats“ auf welche ich später noch genauer eingehen werde. Der Block in welchem mein Film ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE (Between Heaven and Earth) gezeigt werden sollte, wurde auf Montag 13:00 Uhr terminiert. Das beunruhigte mich natürlich, da ich dachte es werde kaum einer in meiner Vorstellung sitzen. Diese Befürchtung schienen auch andere Filmemacher zu haben und so versucht jeder so viele Leute wie möglich zu überzeugen in seinen Film zu gehen. Dabei hatten die Leute Werbematerialien die teilweise extrem hochwertig waren. Besonders originell war zum Beispiel ein Kartenspiel mit allen Informationen über den Film und mit den Darstellern als Bube, Dame und König. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben aber diese Werbematerialien haben sich ausgezahlt. So hat es geklappt, trotz unseres nicht gerade idealen Termines, das Kino ausreichend zu füllen.
Das Amerikanische Publikum ist immer sehr aufgeschlossen. Die Leute sind bei den nach jedem Block im Kino stattfindenden Q&As (Frage-Antwort-Runden) sehr interessiert und auch nach dem Screening kommen viele auf einen zu, um Glückwünsche zu bekunden und weitere Fragen zu stellen.
Die Filme selbst sind höchst unterschiedlich, sowohl qualitativ als auch vom „Production Value“. Es ist das Konzept des Festivals eine sehr hohe Bandbreite an Filmen anzubieten, wobei alle Filme auf ihre Art was Besonderes haben. Dies kann auch zu amüsanten Situationen führen. So wurde dieses Jahr eine Filmreihe der Ridley Scott Associates (RSA) gezeigt. Der optisch herausragendste Film dieser Reihe war THE GIFT. Beim Q&A wurde nach dem Budget gefragt. Sie dürften keine präzisen Zahlen nennen, sagte der Vertreter der RSA, aber die Filme seien sehr billig gewesen, absolut Lowbudget, der Filme hätte nicht viel mehr gekostet als ein normaler Lexus-Auto-Werbespot. Dem Filmemacher neben mir, der mir vorher erzählt hatte, dass er seinen Film für unter 1.000$ realisiert habe, wäre fast sein Getränk aus der Hand gefallen.
Ein wichtiges Ziel des Festivals ist es, Filmemacher untereinander und mit der Industrie in Kontakt zu bringen. Aus diesem Grund finden täglich um 12:00 Uhr die sog. „Coffee Chats“ statt, bei denen Leute aus der Industrie ihre Erfahrungen und Perspektiven der amerikanischen Filmindustrie darstellen. Dies war meistens sehr interessant und hat mir eine ganz neue Sichtweise auf die Amerikanische Filmwirtschaft vermittelt. Am Ende des „Chats“ konnte man dann diesen Leuten sein Infomaterial und seinen Film geben. Das habe ich auch getan, ohne eine große Erwartung zu haben. Aber drei Tage später wurde ich vom einem Produzenten einer der größten Gesellschaften für Filmproduktion und Filmfinanzierung im Independent Bereich um ein Treffen gebeten, welches dann auch tatsächlich stattfand.
Was den Blick auf das Festival trübt, sind die Kosten. Da sind einmal die direkten Festivalkosten. Wie bei fast allen amerikanischen Festivals kostet die Einreichung allein um die 60,00 $. Das ist aber nur für die Sichtung, damit ist der Film noch nicht auf dem Festival angenommen. Des Weiteren bekommt man als Filmemacher nur eine Akkreditierung für seine Filmvorführung für alles andere muss man bezahlen. Ich kann nur empfehlen einen für Filmemacher reduzierten All-Access-Pass für 100,00 $ zu kaufen. Das ist zwar auf einmal viel Geld. Aber am Ende kommt man reibungsloser und meistens auch billiger davon, als wenn man alles einzeln bezahlt. Solltet Ihr eine zweite Person zum Festival mitbringen, dann muss der den vollen Preis zahlen (All-Access-Pass 200,00 $) auch wenn es Euer Schauspieler ist.
Aus Europäischer Sicht klingt dies natürlich inakzeptabel. In Amerika ist dies aber normal. Hintergrund ist, dass die Festivals keine finanzielle Unterstützung vom Staat bekommen. Das Festival muss sich also selbst tragen. Dazu wird die Finanzierung durch Sponsoren immer schwieriger, da zum einen die Wirtschaftskrise Amerika schwer getroffen hat und zum anderen das Interesse an Kurzfilmen, besonders in L.A., nicht sehr groß ist.
Die größten Kosten entstehen darüber hinaus nicht durch das Festival selbst, sondern durch die Unkosten. Das fängt an bei den hohen Kosten für Werbematerialen geht über zu den Flugkosten und endet in den Übernachtungs- und Verpflegungskosten. Besonders bei der Übernachtung entsteht ein spezielles Problem. Das Festival findet beim Laemmle Sunset Theater statt, wo auch der berühmte Sunset Strip beginnt. In dieser Region befinden sich eher teuere Hotels. Wir haben in einem der billigsten Hotels am Strip gewohnt, dem Grafton. Wir haben uns das Zimmer zu zweit geteilt und haben noch einen Rabatt aufgrund des Festivals bekommen. Das Hotel selbst war super. Der große Vorteil, wodurch wir auch viel Geld gespart haben, war, dass wir zu Fuß zum Festival laufen konnten. Hätten wir wo anders gewohnt, hätten wir jeden Tag mit dem Auto zum Strip fahren und dort bei horrenden Preisen parken müssen (bis zu 50 $ am Tag). Mit dem Bus zu fahren kann ich niemanden empfehlen. Die Busse sind teuer, langsam, unpünktlich und das Verbindungsnetz ist ein Witz! Aus diesem Grund hat es sich für uns schlussendlich das etwas teurere Hotel bezahlt gemacht. Nach dem Festival habe ich dann in Venice Beach gewohnt wo es viel preiswerter und schöner war. Darüber hinaus konnte man in Venice alles mit dem Fahrrad erreichen.
Das Beste am Festival waren die anderen Filmemacher. Ich habe so viele nette und talentierte Leute kennengelernt mit denen ich noch heute in Kontakt bin. Besonders die Australischen und Englischen Filmemacher hatten beeindruckende Filme, wie beispielsweise STANLEY PICKLE, ZERO und FRANSWA SHARL.
Die „Awards Ceremony“ fand in diesem Jahr in einem großen Restaurant statt, welches eine große Leinwand und über zwanzig Flatscreens an der Wand hatte. Man saß zusammen an großen Tischen bei gutem Essen und Getränken, welche man selbst bezahlen musste. Dann wurden die Gewinner verkündet und der jeweilige Film auf der Leinwand und den ganzen Flatscreens abgespielt. Das Schöne dabei war, dass der Film auch in der angrenzenden Bar zu sehen war, welche nicht vom Festival gemietet wurde. Die Stimmung war dabei großartig und ohne jede Form von Neid. Dann wurde mein Film aufgerufen für den Preis „Best Foreign Film“. Ich musste eine kurze Rede halten und bekam dann den Preis in die Hand gedrückt. Dazu gab es eine Tasche mit Filmsoftware, DVDs und ein Buch über die Amerikanischen Gewerkschaftsregeln. Es wurde dann noch den ganzen Abend lang getrunken und gefeiert.
Zusammengefasst ist das L.A. Shorts Fest ein Festival mit viel Potential, das aber auch genutzt und aktiviert werden muss. Ist man selbst kommunikativ und offen, bekommt man auch viel zurück.
www.lashortsfest.com