International Film Festival Rotterdam 2011
Bericht von Bernd Lützeler (THE VOICE OF GOD)
Ich war total begeistert, als ich erfuhr, das mein Film THE VOICE OF GOD auf dem IFFR in Rotterdam Premiere feiern würde. Leider wurden mir von der Festivalseite nur zwei Nächte im Hotel angeboten, und ich habe lange mit mir gerungen, ob ich mir die Reise dorthin aus eigener Tasche überhaupt leisten kann. Da ich zur Zeit in Mumbai / Indien lebe und arbeite, war die weite Reise letztendlich nur mit einem Reisekostenzuschuss von German Films und der AG Kurzfilm möglich. Aus beruflichen Gründen konnte ich auch nur zwei Tage auf dem Festival bleiben und musste sofort nach meinem zweiten Screening wieder zum Flughafen. Deshalb kann ich auch nur einen sehr ausschnitthaften Eindruck hier wiedergeben.
Generell denke ich, ist das IFFR ist ein sehr interessantes und unglaublich facettenreiches Festival. Ich habe mir in den zwei Tagen eine große Anzahl von Kurz- und Experimentalfilmprogrammen angesehen, die fast alle in der fantastischen neuen Location LantarenVenster stattfanden. Meine Highlights waren der Wyborny-Film STUDIEN ZUM UNTERGANG DES ABENDLANDES und das Performance-Programm “Films & Performances 1” mit dem Film CHARLEMAGNE 3: PASTRAMI RECORDINGS von Pip Chodorov und einer wilden Film-Performance der Band Coolhaven.
Leider gab es auch einige Enttäuschungen, die ich hier nicht unerwähnt lassen möchte. Die Qualität der Projektion ließ sehr oft zu wünschen übrig. Beispielsweise das Programm “Film Travel”, in dem 13 verschiedene Verleiher jeweils einen ihrer Experimentalfilme vorstellten, war durchsetzt mit Projektionsproblemen. Fast keiner der Filme wurde technisch korrekt und ohne Probleme abgespielt. Mal war der Kasch nicht richtig, mal war das Bild voller Artefakte oder komplett unscharf. Der Stummfilm MÜNCHEN-BERLIN-WANDERUNG von Oskar Fischinger aus dem Jahr 1927 war zur Hälfte von einem ohrenbetäubenden, digitalen Brummton untermalt. Auch nachdem der Filmvorführer die Projektion abbrach und wieder neu startete, setzte sich dieser Lärm fort. Scheinbar hat das Festival nicht genügend Kapazitäten, Probeläufe für alle Programme und Filme durchzuführen. Bei der Größe des Festivals ist dies zwar nicht weiter verwunderlich, trotzdem wäre es wünschenswert, wenn mehr Geld und Mühen in die Qualität der Projektionen, anstatt in die quantitative Vielfalt des Festivals gesteckt werden würden.
Das zeigte sich auch bei der Premiere meines eigenen Films, der beim ersten Screening viel zu leise und nur in Stereo statt in Surround abgespielt wurde (der Filmvorführer hat die Lautstärke mitten im Film heruntergeregelt). Deshalb habe ich am nächsten Tag vor dem zweiten Screening kurz mit dem Filmvorführer gesprochen, der sich daraufhin auch bemüht hat, die Lautstärke richtig zu pegeln, gleichzeitig aber vergaß, auf die Schärfe zu achten. Dadurch lief der Film dann auch mit einer leichten, aber zu verkraftenden Unschärfe bis zum Ende durch.
Trotz allem muss ich sagen, das IFFR ist auf jeden Fall eine Reise wert, das Festival ist unglaublich vielseitig und mutig und ich wäre gerne viel länger geblieben, auch um die großartigen Möglichkeiten zum Networking besser nutzen zu können. Dafür waren die zwei Tage leider ein bisschen zu knapp, aber es hat gereicht, alte Kontakte wieder aufzufrischen und ein paar neue zu knüpfen.
www.filmfestivalrotterdam.com