Molodist - Kyiv International Film Festival 2011
Bericht von Susan Gordanshekan (EISBLUMEN)
Vom 22.-26. Oktober 2011 bin ich zu dem Screening meines Filmes „Eisblumen“ mit Unterstützung von German Films und der AG Kurzfilm nach Kiew zum Internationalen Filmfestival MOLODIST gereist. Das Festival hat sich auf Nachwuchsregisseure spezialisiert und zeigt hauptsächlich Studenten, Abschluss- und Debütfilme.
Ich wurde von zwei sympatischen Gästebetreuern des Festivals am Flughafen abgeholt, zum Hotel und danach zur Eröffnungsveranstaltung gefahren. Nach einem Konzert und mehreren Reden wurde der Film „Battle of Warsaw 1920“ des polnischen Regisseurs Jery Hoffmann in 3D gezeigt. Der Film überraschte mich besonders durch seinem historisch-klassischen Stil. Er wurde eher dem Regisseuren zu Ehren aufgeführt und hatte mit dem eigentlichen Stil des Festivals nur wenig zu tun. Danach gab es einen Empfang in entspannter Atmosphäre, auf den man mit anderen Regisseuren und Filmschaffenden ins Gespräch kommen konnte.
Die Unterbringung war auf einem schönen Boot-Hotel, auf dem sich jeweils zwei Personen ein Zimmer geteilt haben. Die Kinos des Festival waren wunderschöne Theater im kommunistischen Stil mit riesigen Leinwänden. Das Molodist-Festival zeigte dieses Jahr das erste Mal einige Filme von Blu Ray, daher gab es hin- und wieder noch Fehler in der Projektion. Vor jeder Vorführung sollten sich die anwesenden Regisseure vorstellen. Beeindruckend war für mich, dass zu jedem Film zusätzlich russische Untertitel auf die Leinwand projiziert wurden, wodurch vom ukrainischen Publikum sehr viel Feedback kam. Am Abend gab es kleine Pressekonferenzen und Q&A-Veranstaltungen, auf denen die Filmemacher Rede- und Antwort stehen konnten. Das Publikum war sehr durchmischt, aber im Grossen und Ganzen sehr jung und passte somit gut zum Nachwuchsgedanken des Festivals.
Das Wettbewerbsprogramm setzte sich aus den Sektionen Studentenfilm, Kurzfilm und Langfilm zusammen. Daneben gab es noch viele Sektionen im Rahmenprogramm, darunter auch unter anderem eine Deutsche Filmnacht, ein skandinavisches und französisches Panorama. Die Auswahl der Filme, die auf dem Festival gezeigt wurden, spiegelte im Grossen und Ganzen ein sehr narrativ ausgerichtetes Kino wider und hebt sich damit in meinen Augen von der Mehrheit der westeuropäischen Festivals ab, die besonders im Kurzfilmbereich einen offenen, abstrakteren Erzählstil favorisieren. Das Festival scheint aber im Moment in einer Umbruchsphase zu sein, was dies angeht und möchte sich dem „offenen“ Stil in Zukunft mehr öffnen. Die Filmauswahl war auch in der Hinsicht sehr interessant, dass ich das Gefühl hatte, dass das Festival seine ganz eigene Auswahl an Filmen getroffen hatte, ohne zu sehr auf die Auswahl anderer Festivals zu schauen (was ich persönlich als sehr positiv empfinde).
Das Molodist hat seinen Gästen u.a. eine Tour durch Kiew ermöglicht, was uns einen schönen Überblick über diese spannende und faszinierende Stadt verschafft hat . Abendliche Treffen und Get-Togethers wurden eher spontan organisiert, was ich als sehr entspannt empfunden habe. Die Leute des Festivals, die Unterbringung, das Programm und die Stadt haben mir extrem gut gefallen und ich hoffe in den nächsten Jahren einmal wieder kommen zu dürfen.
www.molodist.com