Molodist - Kyiv International Film Festival 2015
24.10.-1.11.2015
Bericht von Robert Löbel (WIND)
Die AG Kurzfilm, German Films sowie die Festivalleiterin des ExGround Festivals Andrea Wink hatten Workshops, sowie die „10. Long Night of German Short Films“ organisiert. Ich hatte die große Ehre für beides als Professional Guest eingeladen zu werden. Einerseits als Workshop-Teilnehmer andererseits als Gast mit meinem animierten Kurzfilm WIND.
Als Animationsfilmemacher war mir das Molodist Festival bis dato leider noch kein Begriff, also habe ich erstmal recherchiert. Die Fakten: Molodist ist 44 Jahre alt. Das größte ukrainische Festival und laut Website bietet es sogenannte High-Profile Events von Mainstream bis Experimentell an. In der Student-, Short-, sowie Full-Length-Competition konnte ich leider nur drei Animationsfilme ausfindig machen. Auszeichnungen gibt es allerdings jeweils nur eine pro Kategorie. Fiktive mit Dokumentar-, sowie Animationsfilmen zu vergleichen, finde ich persönlich etwas heikel. Mit mehr differenzierten Preisen, gäbe es vielleicht noch etwas Spielraum auch mehr Filmemacher anzusprechen. Nun also ab nach Kiew.
Direkt am Flughafen wurden Ankömmlinge von netten Volunteers empfangen und mit einem Schickimicki Schlitten ins Bakkara Hotel auf dem Dnepr gebracht. Das Bakkara, klingt wie Baracke, ist in Realität aber ein hübsch ausgebautes Hotelschiff mit Hochzeitsflair. Durch eine Kooperation mit dem Festival, beherbergte es viele Regisseure, Produzenten und Festivalbeauftragte, die man beim Frühstücken oder im Taxi zum Kino kennenlernen konnte.
Am Cinema Kiev, dem Festivalzentrum, hingen riesige Molodist Plakate. Direkt vor dem Kinoeingang parkten noble Autos mit Molodist-Schriftzügen und ein geputzter roter Teppich führte die Gäste direkt ins Kino. Die Website hatte nicht zu viel versprochen, das musste das größte Festival der Ukraine sein. Am Accreditation Desk bekam ich mein Festivalpass und sofort Tickets für ein paar Screenings. Ich fühlte mich schnell wohl und gut umsorgt. Trotz aktueller politischer Anspannung scheint es dem Festival nicht an finanziellen Mitteln zu fehlen.
Mein Molodist Jungfernerlebnis verlief dann jedoch etwas holprig.
In dem ersten Screening gab es Probleme mit den ukrainischen Untertiteln und es hat sich ca. um eine halbe Stunde verzögert. Die Untertitel beim zweiten Film machten erneut Spiränzchen und ließ die Vorstellung erneut unterbrechen. Die finale Lösung die ukrainischen Untertitel nun gänzlich zu verbannen, brachte einige Leute dazu, den Saal bedröppelt zu verlassen.
Wie ich später feststellte, fühlten sich die sogenannten “technical problems“ im Cinema Kiev leider sehr wohl. Mal wartete man 20 min., mal auch eine Stunde bis die Saaltüren geöffnet wurden. Einmal wurde ein norwegischer Film, wegen technical problems einfach mit einem anderem norwegischen Film ersetzt. Doch die Festivalgäste ließen sich dadurch nicht sonderlich aus der Stimmung bringen.
An zwei Tagen innerhalb der Woche fanden die Workshops der AG Kurzfilm statt.
Dabei ging es hauptsächlich darum, die deutsch-ukrainische Filmfreundschaft zu stärken und ein Netzwerk aufzubauen. Von der Vorstellungsrunde, über Pitching von Filmideen bis zu philosophischen Diskussionsrunden und praktischen Übung, beinhaltete es alles, was man als Filmemacher braucht um Inspiration und Antrieb zu bekommen. Nach diesen beiden Tagen habe sogar ich als alter Zeichentrickfreak, das Verlangen verspürt, mal den Zeichenstift aus der Hand zu legen und mal einen Realfilm zu drehen. Danke für diesen eingepflanzten Gedanken AG Kurzfilm!
Nächtliche Festivalpartys innerhalb der Woche wurden leider nicht veranstaltet oder ich habe davon nichts mitbekommen. Die Abende verliefen aber eigentlich immer gleich. Man traf sich zufällig abends im Kino, ging in eines der fußläufig sehr gut zu erreichenden Restaurants und fuhr gegen Mitternacht mit dem wohl günstigsten Taxi, indem ich jemals gefahren bin, zurück ins Hotel. In einer der ersten Nächte, stellte sich heraus das es im Hotel eine Bar im Keller gab. Nach eintreten war mir klar, dass es sich nicht um eine normale Bar handelte, sondern um einen StripClub. Nach ein paar Tagen wurde es zur Routine sich noch mal in dem StripClub zu setzen um sich über den Tag auszutauschen oder sich einfach nur kennenzulernen. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass es genauso vom Festival arrangiert worden ist, gab es eigentlich jede Nacht Partys. Ich nehme alles zurück.
Beim Hotelfrühstück gab es einmal das Gerücht einer Molodist Party im Institut Français, davon wusste dann später allerdings niemand vom Information Desk. Allmählich spürte man eine leichte Überforderung der netten Volunteers, die sich bei Fragen immer gegenseitig anriefen. Also bin ich auf eigene Faust zum Institut und siehe da, alles voller Filmemacher.
Ein nettes Gimmick war dann die Programmierung der Long Night of German Shorts Films. Diese fand zur gleichen Zeit statt wie die Festivalparty, am Freitag nachts um 23:30 Uhr. Ein Volunteer fing an Leute für die Partybusse zusammenzutrommeln, während wir vor der Saaltür warteten. Denn wie konnte es anders sein, es gab technical problems. Also nichts wie an die Kinobar.
Pustekuchen. Diese wurde aus heiterem Himmel sehr pünktlich geschlossen. Als es dann endlich los ging, waren aber doch ein paar Leute im Kino und es kamen eine Menge netter Fragen vom Publikum. Wenn man nun von den ganzen Wartezeiten und vielen Verwirrungen absieht, war es allerdings trotzdem eine sehr schöne und beeindruckende Zeit in Kiew.
Die Stadt und die Menschen laden dazu ein, nicht alles so krumm zu nehmen, wie wir es hier in Deutschland machen würden. Eine Taxifahrt, egal wohin, kostet umgerechnet immer etwa zwei bis vier Euro. Die Restaurants in Laufweite sind extrem lecker und obendrein ist sowieso alles spottbillig. Die Filme die ich sehen konnte, waren auf keinen Fall mainstreamig, sondern eher innovativ und abwechslungsreich. Kiew und das Molodist ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert und ich würde es jederzeit wieder tun.
Die AG Kurzfilm, German Films sowie die Festivalleiterin des ExGround Festivals Andrea Wink hatten Workshops, sowie die „10. Long Night of German Short Films“ organisiert. Ich hatte die große Ehre für beides als Professional Guest eingeladen zu werden. Einerseits als Workshop-Teilnehmer andererseits als Gast mit meinem animierten Kurzfilm WIND.
Als Animationsfilmemacher war mir das Molodist Festival bis dato leider noch kein Begriff, also habe ich erstmal recherchiert. Die Fakten: Molodist ist 44 Jahre alt. Das größte ukrainische Festival und laut Website bietet es sogenannte High-Profile Events von Mainstream bis Experimentell an. In der Student-, Short-, sowie Full-Length-Competition konnte ich leider nur drei Animationsfilme ausfindig machen. Auszeichnungen gibt es allerdings jeweils nur eine pro Kategorie. Fiktive mit Dokumentar-, sowie Animationsfilmen zu vergleichen, finde ich persönlich etwas heikel. Mit mehr differenzierten Preisen, gäbe es vielleicht noch etwas Spielraum auch mehr Filmemacher anzusprechen. Nun also ab nach Kiew.
Direkt am Flughafen wurden Ankömmlinge von netten Volunteers empfangen und mit einem Schickimicki Schlitten ins Bakkara Hotel auf dem Dnepr gebracht. Das Bakkara, klingt wie Baracke, ist in Realität aber ein hübsch ausgebautes Hotelschiff mit Hochzeitsflair. Durch eine Kooperation mit dem Festival, beherbergte es viele Regisseure, Produzenten und Festivalbeauftragte, die man beim Frühstücken oder im Taxi zum Kino kennenlernen konnte.
Am Cinema Kiev, dem Festivalzentrum, hingen riesige Molodist Plakate. Direkt vor dem Kinoeingang parkten noble Autos mit Molodist-Schriftzügen und ein geputzter roter Teppich führte die Gäste direkt ins Kino. Die Website hatte nicht zu viel versprochen, das musste das größte Festival der Ukraine sein. Am Accreditation Desk bekam ich mein Festivalpass und sofort Tickets für ein paar Screenings. Ich fühlte mich schnell wohl und gut umsorgt. Trotz aktueller politischer Anspannung scheint es dem Festival nicht an finanziellen Mitteln zu fehlen.
Mein Molodist Jungfernerlebnis verlief dann jedoch etwas holprig.
In dem ersten Screening gab es Probleme mit den ukrainischen Untertiteln und es hat sich ca. um eine halbe Stunde verzögert. Die Untertitel beim zweiten Film machten erneut Spiränzchen und ließ die Vorstellung erneut unterbrechen. Die finale Lösung die ukrainischen Untertitel nun gänzlich zu verbannen, brachte einige Leute dazu, den Saal bedröppelt zu verlassen.
Wie ich später feststellte, fühlten sich die sogenannten “technical problems“ im Cinema Kiev leider sehr wohl. Mal wartete man 20 min., mal auch eine Stunde bis die Saaltüren geöffnet wurden. Einmal wurde ein norwegischer Film, wegen technical problems einfach mit einem anderem norwegischen Film ersetzt. Doch die Festivalgäste ließen sich dadurch nicht sonderlich aus der Stimmung bringen.
An zwei Tagen innerhalb der Woche fanden die Workshops der AG Kurzfilm statt.
Dabei ging es hauptsächlich darum, die deutsch-ukrainische Filmfreundschaft zu stärken und ein Netzwerk aufzubauen. Von der Vorstellungsrunde, über Pitching von Filmideen bis zu philosophischen Diskussionsrunden und praktischen Übung, beinhaltete es alles, was man als Filmemacher braucht um Inspiration und Antrieb zu bekommen. Nach diesen beiden Tagen habe sogar ich als alter Zeichentrickfreak, das Verlangen verspürt, mal den Zeichenstift aus der Hand zu legen und mal einen Realfilm zu drehen. Danke für diesen eingepflanzten Gedanken AG Kurzfilm!
Nächtliche Festivalpartys innerhalb der Woche wurden leider nicht veranstaltet oder ich habe davon nichts mitbekommen. Die Abende verliefen aber eigentlich immer gleich. Man traf sich zufällig abends im Kino, ging in eines der fußläufig sehr gut zu erreichenden Restaurants und fuhr gegen Mitternacht mit dem wohl günstigsten Taxi, indem ich jemals gefahren bin, zurück ins Hotel. In einer der ersten Nächte, stellte sich heraus das es im Hotel eine Bar im Keller gab. Nach eintreten war mir klar, dass es sich nicht um eine normale Bar handelte, sondern um einen StripClub. Nach ein paar Tagen wurde es zur Routine sich noch mal in dem StripClub zu setzen um sich über den Tag auszutauschen oder sich einfach nur kennenzulernen. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass es genauso vom Festival arrangiert worden ist, gab es eigentlich jede Nacht Partys. Ich nehme alles zurück.
Beim Hotelfrühstück gab es einmal das Gerücht einer Molodist Party im Institut Français, davon wusste dann später allerdings niemand vom Information Desk. Allmählich spürte man eine leichte Überforderung der netten Volunteers, die sich bei Fragen immer gegenseitig anriefen. Also bin ich auf eigene Faust zum Institut und siehe da, alles voller Filmemacher.
Ein nettes Gimmick war dann die Programmierung der Long Night of German Shorts Films. Diese fand zur gleichen Zeit statt wie die Festivalparty, am Freitag nachts um 23:30 Uhr. Ein Volunteer fing an Leute für die Partybusse zusammenzutrommeln, während wir vor der Saaltür warteten. Denn wie konnte es anders sein, es gab technical problems. Also nichts wie an die Kinobar.
Pustekuchen. Diese wurde aus heiterem Himmel sehr pünktlich geschlossen. Als es dann endlich los ging, waren aber doch ein paar Leute im Kino und es kamen eine Menge netter Fragen vom Publikum. Wenn man nun von den ganzen Wartezeiten und vielen Verwirrungen absieht, war es allerdings trotzdem eine sehr schöne und beeindruckende Zeit in Kiew.
Die Stadt und die Menschen laden dazu ein, nicht alles so krumm zu nehmen, wie wir es hier in Deutschland machen würden. Eine Taxifahrt, egal wohin, kostet umgerechnet immer etwa zwei bis vier Euro. Die Restaurants in Laufweite sind extrem lecker und obendrein ist sowieso alles spottbillig. Die Filme die ich sehen konnte, waren auf keinen Fall mainstreamig, sondern eher innovativ und abwechslungsreich. Kiew und das Molodist ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert und ich würde es jederzeit wieder tun.