Molodist - Kyiv International Film Festival 2016
Bericht von David Wagner (MAMAN UND DAS MEER)
Ich konnte erst am dritten Tag anreisen und bin sozusagen quer in das Festival eingestiegen. Am Flughafen erwartete mich Olga, mit einem DinA4 Blatt auf dem mein Name etwas verschmiert in Schriftgröße 400, Times New Roman, drauf gedruckt war. Sie führte mich zu einem Taxi durch den Schneeregen und ich fühlte mich willkommen und ein bisschen berühmt. Da ich um 01:40 angekommen war, beendete ich den Tag im 17. Stock des Lybid Hotels mit einem faszinierten Blickschwenk über diese riesige Stadt.
Am Morgen danach begannen die Workshops und ich konnte die kleine, aber feine Auswahl an anderen deutschen Filmstudenten kennen lernen. Wir frühstückten üppig (!) und dann ging’s los zu einem Künstler-Space nicht weit entfernt, wo wir mit Andrea Wink vom exground filmfest und einigen jungen ukrainischen Filmemachern über Projekte und ihre Finanzierungsmöglichkeiten sprachen. Ich hab dabei einige neue Möglichkeiten kennen gelernt um Geld zu bekommen. Das hat mich schon motiviert und inspiriert. Es gibt viel mehr Töpfe, die wir Filmemacher anzapfen können, als ich gedacht habe! Aber man muss da clever und strategisch vorgehen. Dann kann man schon genug Geld bekommen um davon zu leben, dass man seinen nächsten Film vorbereitet! Das war mir bis dahin nicht bewusst.
Der Tag danach stand unter dem kreativen Stern von Stephan Müller und seiner charmanten Art, effekt- und fantasievolle Filme zu machen. Wir bastelten zusammen mit unseren ukrainischen Kollegen diverse Props aus Pappe und zogen dann in kleinen Teams durch die Stadt um die filmischen Experimente Müller‘scher Art im Feld zu erproben. Danach gab es von jedem Team eine kleine Präsentation, bei denen viel gelacht wurde. Die Stimmung war sehr gut. Kollegial, spielerisch und offen haben wir uns untereinander ausgetauscht und eine gute Zeit verbracht.
Die Tage danach waren geprägt von den Screenings deutscher Studentenfilme im Festivalzentrum und lustigen Fragerunden nach den Filmen. Es war erstaunlich für mich, wie viele (vor allem junge) UkrainierInnen sich zu unmöglichen Uhrzeiten noch deutsche Kurzfilme reinziehen! Und die Fragen aus dem Publikum wurden immer mit einer gehörigen Portion Respekt und Interesse gestellt. Da hat es richtig Spaß gemacht, zu antworten und es war ein schönes Gefühl von Gesehen-werden. Außerdem bekam ich einen guten Überblick über das, was gerade so aus den deutschen Filmhochschulen kommt.
Zwischen diesen Ereignissen wurden wir bestens von Maria Völzer von der AG Kurzfilm betreut. Sie hat uns von A nach B gelotst, gedolmetscht, wo die Sprachbarriere zu groß war, uns Zutritt auf sämtliche Partys verschafft, und das alles ohne zu stressen. Im Gegenteil. Sie war eine gute Anführerin der Crew und es war schön, sie an unserer Seite zu haben. Auch im Vorfeld und der Nachbereitung dieses Festivals hat Maria alle Fragen beseitigt und dafür gesorgt, dass alles reibungslos funktioniert. Ich konnte mich so echt gut entspannend und auf das für mich Wesentliche konzentrieren.
Ich bereue etwas, dass ich nicht ein paar Tage länger da sein konnte, weil ich die Stadt in der kurzen Zeit kaum kennen lernen konnte. Ob ich wieder hingehen würde? Mit Vergnügen!