Arquiteturas Film Festival 2021
Nachdem das Arquiteturas Film Festival in Lissabon 2020 pandemiebedingt nicht stattfinden konnte, entschied man sich bewusst gegen die Ausstrahlung als reines Online-Festival und verlegte die achte Ausgabe unter dem Motto „Bodies Out Of Space“ ins darauffolgende Jahr 2021. Um die lange Zeit bis dahin zu überbrücken, organisierte Festivalleiterin Sofia Mourato unter großem Aufwand eine Retrospektive, in der jede Woche ein Film aus den vergangenen sieben Ausgaben des Festivals auf der Website zur Verfügung gestellt und in einem Gespräch mit den jeweiligen FilmemacherInnen vorgestellt wurde.
Sofia, die eigentlich in Amsterdam lebt und sehr gut mit anderen Architekturfilmfestivals vernetzt ist, war es auch, die uns zum Festival eingeladen hatte. Wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet, aber als dann wenige Wochen vor Festivalbeginn die Einreisebeschränkungen in Portugal gelockert wurden, hatte sich unser Wunsch, unseren Film in Portugal vorstellen zu dürfen, erfüllt und so flogen wir nach Lissabon. Sofia war im Vorfeld bei allen Fragen trotz des großen Mehraufwands in allen Bereichen der Festivalorganisation sehr hilfsbereit und schickte uns regelmäßig Updates zu den aktuellen Entwicklungen.
Unter dem diesjährigen Motto „Bodies Out of Space“ sollte über soziale, gemeinschaftliche Räume reflektiert, sowie die Auswirkungen des Kolonialismus reflektiert und seine Rolle in der Architektur hinterfragt werden. Mein Kurzfilm „Kaltes Buffet“ fügte sich thematisch gut ein und wurde in der Wettbewerbskategorie „New Talents“ gezeigt. Beim von Sofia kuratierten Programm und den Nachgesprächen wurde deutlich, dass Architektur nie nur als für sich stehend verstanden wird, sondern vielmehr kulturelle und sozioökonomische Fragen im Vordergrund stehen. Einen besonderen Einblick gab der „Angola-Schwerpunkt“, der mir einen Einblick in eine völlig andere Filmkultur gab, die ich bis dato gar nicht auf dem Schirm hatte. Zwar waren nicht alle Filme auf englisch untertitelt, doch verstanden haben wir sie zum großen Teil trotz der Sprachbarriere. Etwas anders war es bei den Filmgesprächen, die fast ausschließlich auf portugiesisch geführt wurden – höchstwahrscheinlich, weil vor allem lokale RegisseurInnen vor Ort waren.
Das Hygienekonzept war hervorragend umgesetzt und hätte nicht besser organisiert sein können. In Lissabon galt ohnehin schon überall Maskenpflicht, sogar draußen unter freiem Himmel. Am Kinoeingang wurde bei jedem Betreten die Temperatur gemessen, überall gab es Desinfektionsstationen – nach jedem Filmblock wurde der Saal gelüftet und Abstände wurden stets eingehalten. Dass das Arquiteturas-Team es geschafft hat, in solch schwierigen Zeiten Kinovorführungen so sicher und souverän zu organisieren, ist sehr besonders und zeigt neben der zum Festival hinführenden Retrospektive deutlich, wie wichtig hier die Sparte der Architekturfilmkunst ist.
So richtiges Festivalfeeling kam dennoch nicht auf, was aber eindeutig auf Corona zurückzuführen ist. Das Festival war nicht besonders gut besucht, beispielsweise waren wir bei einem morgendlichen Filmblock an einem Tag alleine im Saal.
Bei den wenigen, vorwiegend regionalen Filmemachern und anderen Besuchern war der Einfluss der globalen Pandemie deutlich zu spüren – die Ausgelassenheit fehlte und neben den Screenings selbst gab es kaum Möglichkeiten, sich bei einem gemeinsamen Essen oder einem Ginjinha über die gesehenen Filme auszutauschen. Das war aufgrund der Kontaktbeschränkungen in diesem besonderen Jahr schlichtweg nicht erlaubt.
Gleichzeitig spürte man trotzdem eine große Dankbarkeit dafür, dass das Festival stattfand und doch die ein oder anderen Filmschaffenden von ihren Projekten erzählen konnten. Mein Filmgespräch führte ich auf der Bühne mit Sofia, im architektonisch wahrlich besonderen Cinema São Jorge.
Sofia erzählte mir, dass es für sie die letzte Ausgabe als Festivalleiterin ist. Ab dem nächsten Jahr wird das Arquiteturas ausschließlich vom bisherigen Kooperationspartner INSTITUTO organisiert, was den Schwerpunkt weg von Wettbewerben und mehr zu einem kuratierten Programm aus Filmen, Performances und Panels verlagert und somit neu erfindet. Ich freue mich deshalb umso mehr, dass ich das Arquiteruras in seiner Ursprungsform kennenlernen und einen kleinen Teil dazu beitragen durfte und bin gespannt, welche neuen Wege das Festival in Zukunft gehen wird.
http://arquiteturasfilmfestival.com