Arquiteturas Film Festival 2015
2.-5.10.2015
Bericht von Ulf Staeger (TO GO)
Das Festival Arquiteturas Lisboa ist ein noch junges ambitioniertes Spartenfestival. Es existiert seit drei Jahren, leider ist der Fortbestand durch Sponsoren noch nicht gesichert.
Es kooperiert in einem Netzwerk mit anderen Architekturfilmfestivals in Europa und weltweit (u.a. Rotterdam, Kopenhagen, New York), wodurch sich für mich in Zukunft weitere interessante Kontakte ergeben können. Dieses Festival habe ich durch Eigenrecherche ermittelt. Die Architekturfilmfestivals scheinen in den offiziellen Festivallisten (AG Kurzfilm, FFA, German Films und selbst des British Film Institute) nicht auf oder sind verstreut kaum auffindbar und über Suchbegriffe/Suchmaschinen nicht oder nicht ohne Weiteres zu finden.
Das Lissaboner Festival Arquiteturas ist ein kleines Festival überwiegend mit lokalem Fachpublikum (Architekten, Designer, Künstler). Es gab drei Festivalorte: Forum Lisboa, City Cinema Alvalade und Cinemateca Potuguesa. Ich wurde von der Leiterin Sophia Mourato eingeladen. Die Besetzung der Jury aus einem internationalen Fachteam von Architekten, Sozialwissenschaftlern und Künstlern spiegelt den geistigen Unterbau des Festivals „DYMA“ wieder (doyoumeanarchitecture): Architektur nicht allein als gebaute statische, sondern von Menschen erlebte und visuell verarbeitete und sich transformierende Lebenswelt zu begreifen, über die man sich interdisziplinär austauschen möchte.
Aus meiner Sicht hat es sich aus folgenden Gründen als Vorteil erwiesen meinen Film „To Go“ dort einzureichen:
1. Durch die Beschränkung auf den gemeinsam definierten Ausgangspunkt „Architektur“ ließen sich engere Bezüge beim Betrachten der Filme herstellen und intensivere Möglichkeiten im anschließenden Gespräch knüpfen. Wie in meinem Film ging es in den anderen Filmen meist um die Erinnerung an eine vergessene Kultur oder einen Ort, seine Wiederbelebung und den Kontakt zwischen der alten und neuen Generation.
2. Die gelungene filmische Auseinandersetzung mit einem Ort und nicht eine klassische Plotpoint-Story stand im Vordergrund. Die Gespräche waren mehr an dem Gegenstand des Films orientiert und weniger an der Machart wie auf den eher künstlerisch orientierten klassischen Kurzfilmfestivals.
3. Durch den kleineren Rahmen des Festivals war es leichter möglich mit anderen Filmemachern und – das ist normalerweise selten – mit den Jurymitgliedern ins Gespräch zu kommen, von denen eine große Anzahl anwesend war. Die Kontakte konnten während der Einladung zu einem gemeinsamen Mittagessen vertieft werden.
Es hätten noch mehr FilmemacherInnen da sein können (ich konnte etwa 10 zählen), was aber sicher mit dem noch nicht so etablierten Festivalbetrieb und seinen fehlenden Möglichkeiten zur Kostenübernahme für Gäste zu tun haben mag. Trotz des kleinen Programms überlappten sich die Abspielzeiten der Veranstaltungsorte, sodass man nicht alles sehen konnte. City Cinema und Forum lagen aber nur 15 Minuten Fußweg voneinander entfernt. Sie waren anfangs als anreisender Gast schwer zu finden. Auch gab es keine Werbung im Stadtraum, die darauf aufmerksam gemacht hätte. Die Orte schienen weder im Programm noch im Internet mit einem Plan auf, was die Veranstalterinnen aber ändern wollen.
Filmemacher und Jury wohnten in der gleichen vom Festival vermittelten preisgünstigen Unterkunft zentral in einem Künstlerviertel in Lissabon. Dadurch ergaben sich zusätzlich gemeinsame Wege und Gespräche. Ich möchte hier vor allem Nick Dunn hervorheben, Professor für Urban Design in Lancaster, zu dem ich einen engen Kontakt gefunden habe und mit dem ich mich auch in Zukunft austauschen möchte. Grundsätzlich waren alle Jurymitglieder sehr offen und interessiert.
Außer mir waren noch einige andere deutsche Beiträge im Programm, der Filmemacher Christof Kellner von EMPLOYEE OF THE DAY war auch anwesend.
Vom Festivalteam möchte ich vor allem Ines Monteiro danken, die mich sehr hilfsbereit empfangen und mir beim Auffinden der Unterkunft geholfen hat sowie bei allen organisatorischen und inhaltlichen Fragen zur Seite stand und mit zu einer herzlichen Atmosphäre beigetragen hat.
Die Leiterin Sophia Mourato ist während der Festivalphase in Lissabon, lebt und arbeitet ansonsten in Amsterdam bei einem amerikanischen Filmvertrieb. Dieser Umstand ist sicher für die internationale Ausrichtung des Festivals und ihre Kontakte von Vorteil. Frau Mourato gab ich auch die DVDs von German Films, sie zeigte sich sehr interessiert daran und war erstaunt über die Vielzahl der unterschiedlich thematisch ausgerichteten DVDs. Die German Films Quarterly Zeitschriften lagen im City Cinema Alvalade aus und waren schon nach kurzer Zeit vergriffen. Sophia Mourato moderierte auch die anschließenden Filmgespräche nach den Vorführungen. Ich war gemeinsam mit der amerikanischen Filmemacherin Katherine Knight von ARCHITECTURE ON FOGO ISLAND auf der Bühne.
Bedauerlicherweise war das ausliegende Programm nur auf Portugiesisch wie auch die Workshops und Filme in der Cinemateca. Dies mag mit der personellen und finanziellen Unterbesetzung von Arquiteturas zu tun haben und damit, dass die internationale Wahrnehmung und Resonanz noch nicht ausreichend ist. Da kein englischsprachiges Pdf zum Download auffindbar war, muss man sich die Informationen zu den Filmen einzeln über die Tage oder Orte anklicken oder dann über Copy und Paste zusammenstellen. Aber kleine Trailer vermitteln einen Eindruck von den Beiträgen.
Zum Abschluss-Umtrunk und zur Preisverleihung wurde ins Forum Lisboa geladen, wo einzelne Jurymitglieder die Begründungen für ihre Entscheidungen verlasen.
Ich habe mehrere großartige Filme gesehen und sehr anregende Gespräche führen können. Über das Netzwerk der Festivals ist für mich ein neues Vertriebsfeld ins Bewusstsein gerückt. Dies und nicht zuletzt die großartige Kulisse von Lissabon als Inspirationsquelle lassen einen über manche Schwächen in der Organisation und Werbung des Festivals hinwegsehen.
Weitere Informationen zum Nachlesen auf Englisch gibt es unter:
http://www.arquiteturasfilmfestival.com/2015/
Hier findet sich auch eine Liste der Architekturfilmfestivals.
Es kooperiert in einem Netzwerk mit anderen Architekturfilmfestivals in Europa und weltweit (u.a. Rotterdam, Kopenhagen, New York), wodurch sich für mich in Zukunft weitere interessante Kontakte ergeben können. Dieses Festival habe ich durch Eigenrecherche ermittelt. Die Architekturfilmfestivals scheinen in den offiziellen Festivallisten (AG Kurzfilm, FFA, German Films und selbst des British Film Institute) nicht auf oder sind verstreut kaum auffindbar und über Suchbegriffe/Suchmaschinen nicht oder nicht ohne Weiteres zu finden.
Das Lissaboner Festival Arquiteturas ist ein kleines Festival überwiegend mit lokalem Fachpublikum (Architekten, Designer, Künstler). Es gab drei Festivalorte: Forum Lisboa, City Cinema Alvalade und Cinemateca Potuguesa. Ich wurde von der Leiterin Sophia Mourato eingeladen. Die Besetzung der Jury aus einem internationalen Fachteam von Architekten, Sozialwissenschaftlern und Künstlern spiegelt den geistigen Unterbau des Festivals „DYMA“ wieder (doyoumeanarchitecture): Architektur nicht allein als gebaute statische, sondern von Menschen erlebte und visuell verarbeitete und sich transformierende Lebenswelt zu begreifen, über die man sich interdisziplinär austauschen möchte.
Aus meiner Sicht hat es sich aus folgenden Gründen als Vorteil erwiesen meinen Film „To Go“ dort einzureichen:
1. Durch die Beschränkung auf den gemeinsam definierten Ausgangspunkt „Architektur“ ließen sich engere Bezüge beim Betrachten der Filme herstellen und intensivere Möglichkeiten im anschließenden Gespräch knüpfen. Wie in meinem Film ging es in den anderen Filmen meist um die Erinnerung an eine vergessene Kultur oder einen Ort, seine Wiederbelebung und den Kontakt zwischen der alten und neuen Generation.
2. Die gelungene filmische Auseinandersetzung mit einem Ort und nicht eine klassische Plotpoint-Story stand im Vordergrund. Die Gespräche waren mehr an dem Gegenstand des Films orientiert und weniger an der Machart wie auf den eher künstlerisch orientierten klassischen Kurzfilmfestivals.
3. Durch den kleineren Rahmen des Festivals war es leichter möglich mit anderen Filmemachern und – das ist normalerweise selten – mit den Jurymitgliedern ins Gespräch zu kommen, von denen eine große Anzahl anwesend war. Die Kontakte konnten während der Einladung zu einem gemeinsamen Mittagessen vertieft werden.
Es hätten noch mehr FilmemacherInnen da sein können (ich konnte etwa 10 zählen), was aber sicher mit dem noch nicht so etablierten Festivalbetrieb und seinen fehlenden Möglichkeiten zur Kostenübernahme für Gäste zu tun haben mag. Trotz des kleinen Programms überlappten sich die Abspielzeiten der Veranstaltungsorte, sodass man nicht alles sehen konnte. City Cinema und Forum lagen aber nur 15 Minuten Fußweg voneinander entfernt. Sie waren anfangs als anreisender Gast schwer zu finden. Auch gab es keine Werbung im Stadtraum, die darauf aufmerksam gemacht hätte. Die Orte schienen weder im Programm noch im Internet mit einem Plan auf, was die Veranstalterinnen aber ändern wollen.
Filmemacher und Jury wohnten in der gleichen vom Festival vermittelten preisgünstigen Unterkunft zentral in einem Künstlerviertel in Lissabon. Dadurch ergaben sich zusätzlich gemeinsame Wege und Gespräche. Ich möchte hier vor allem Nick Dunn hervorheben, Professor für Urban Design in Lancaster, zu dem ich einen engen Kontakt gefunden habe und mit dem ich mich auch in Zukunft austauschen möchte. Grundsätzlich waren alle Jurymitglieder sehr offen und interessiert.
Außer mir waren noch einige andere deutsche Beiträge im Programm, der Filmemacher Christof Kellner von EMPLOYEE OF THE DAY war auch anwesend.
Vom Festivalteam möchte ich vor allem Ines Monteiro danken, die mich sehr hilfsbereit empfangen und mir beim Auffinden der Unterkunft geholfen hat sowie bei allen organisatorischen und inhaltlichen Fragen zur Seite stand und mit zu einer herzlichen Atmosphäre beigetragen hat.
Die Leiterin Sophia Mourato ist während der Festivalphase in Lissabon, lebt und arbeitet ansonsten in Amsterdam bei einem amerikanischen Filmvertrieb. Dieser Umstand ist sicher für die internationale Ausrichtung des Festivals und ihre Kontakte von Vorteil. Frau Mourato gab ich auch die DVDs von German Films, sie zeigte sich sehr interessiert daran und war erstaunt über die Vielzahl der unterschiedlich thematisch ausgerichteten DVDs. Die German Films Quarterly Zeitschriften lagen im City Cinema Alvalade aus und waren schon nach kurzer Zeit vergriffen. Sophia Mourato moderierte auch die anschließenden Filmgespräche nach den Vorführungen. Ich war gemeinsam mit der amerikanischen Filmemacherin Katherine Knight von ARCHITECTURE ON FOGO ISLAND auf der Bühne.
Bedauerlicherweise war das ausliegende Programm nur auf Portugiesisch wie auch die Workshops und Filme in der Cinemateca. Dies mag mit der personellen und finanziellen Unterbesetzung von Arquiteturas zu tun haben und damit, dass die internationale Wahrnehmung und Resonanz noch nicht ausreichend ist. Da kein englischsprachiges Pdf zum Download auffindbar war, muss man sich die Informationen zu den Filmen einzeln über die Tage oder Orte anklicken oder dann über Copy und Paste zusammenstellen. Aber kleine Trailer vermitteln einen Eindruck von den Beiträgen.
Zum Abschluss-Umtrunk und zur Preisverleihung wurde ins Forum Lisboa geladen, wo einzelne Jurymitglieder die Begründungen für ihre Entscheidungen verlasen.
Ich habe mehrere großartige Filme gesehen und sehr anregende Gespräche führen können. Über das Netzwerk der Festivals ist für mich ein neues Vertriebsfeld ins Bewusstsein gerückt. Dies und nicht zuletzt die großartige Kulisse von Lissabon als Inspirationsquelle lassen einen über manche Schwächen in der Organisation und Werbung des Festivals hinwegsehen.
Weitere Informationen zum Nachlesen auf Englisch gibt es unter:
http://www.arquiteturasfilmfestival.com/2015/
Hier findet sich auch eine Liste der Architekturfilmfestivals.