Palm Springs International ShortFest 2010
22.-28.06.2010
Ein Bericht von Christoph Englert (NEBENEINANDER)
Mitte Juni 2010 - Im Landeanflug auf L.A. mischt sich die Wetterprognose des Captains in die düster sphärischen Klänge von Vangelis Bladerunner Soundtrack. Sicher gelandet führte uns der erste Weg nach 12 Stunden Economy Class Flug an den Strand; Füße ausstrecken und Sonnenuntergang inklusive. Zwei Fahrtstunden entfernt liegt Palm Springs östlich von L.A. mitten in der Wüste.
Bis in die 60er Jahre war dies der Erholungsort vieler Hollywoodstars, heute ist Palm Springs ein beliebter Winterurlaubsort für Rentner und auch die Gay Community hat in Palm Springs ein beliebtes Reiseziel gefunden.
Das 16. Palm Springs International ShortFest präsentierte 2010 ein Lineup von 314 Filmen aus 43 Ländern, die aus über 3.000 Einreichungen ausgewählt wurden und in 52 Programmen an 7 Tagen zusammengefasst und in mehreren Kinos gleichzeitig gezeigt wurden. 17 ausgelobte Preise in verschiedenen Kategorien lockten auch dieses Jahr viele Filmemacher persönlich anwesend zu sein.
Damit gehört Palm Springs neben Aspen zu den wichtigsten und größten Kurzfilmfestivals in den USA. Unter den Wettbewerbsfilmen waren unter anderem auch Filme von Hollywood Schauspielern wie James Franco, Kirsten Dunst und Glenn Close. Die Qualität der eingereichten Kurzfilme überraschte uns sehr. Selten haben wir so eine Auswahl an hochwertigen, spannenden und besonderen Kurzfilmen gesehen wie in diesem Kurzfilmprogramm. Umso stolzer waren wir natürlich, dass unser Film hier im Wettbewerb lief.
Dem Festival angeschlossen ist ein riesiger Film Markt, auf dem neben den Wettbewerbsbeiträgen auch ausgewählte Einreichungen, die es dieses Jahr nicht in die Auswahl geschafft hatten, eine Chance bekommen sich den vielen Festival Scouts und anderen Interessierten zu präsentieren. Insgesamt ca. 650 Kurzfilme kann man, wenn man es in der Zeit schafft, dort sehen. Um verpasste Filme nachzuholen und um andere Filmemacher zu treffen, ist das auf jeden Fall der Treffpunkt auf dem Festival.
Leider lässt die enge Programmierung es nicht zu, alle Filme im gut ausgestatteten Camelot Kino zu sehen. Sehr oft muss man sich zwischen Blöcken entscheiden oder günstig sitzen um in ein anderes Screening zu schleichen. Was in dem für unsere Verhältnisse völlig unterkühlten Kino nicht fehlen darf ist der Pullover oder zumindest eine Jacke – und das mitten in der Wüste, bei bis zu 41 Grad im Schatten.
Einen Großteil seines Charmes gewinnt das Festival durch die vielen herumwuselnden freiwilligen Helfer, die alles mit einer für den Außenstehenden nicht immer ersichtlichen Ordnung erledigen und immer ein Lächeln auf den Lippen haben. Den anderen Teil machen natürlich die angereisten Filmemacher aus. Gesprächstoff gibt es nach einem Tag voller Filme genug und die abendlichen Parties in unterschiedlichen Locations machen es leicht, sich wiederzufinden und ins Gespräch zu kommen. Die ausgelassenste Party ist hierbei mit Abstand die Gay!La Party. Eine schöne Abwechslung zu den anderen eher schickeren und steiferen Bars.
Im Hilton, dem zentralen Festivalhotel gibt es in der Filmemacher Lounge mit dem Festivalpass stets kostenlose Getränke und Snacks. Gleich nebenan befindet sich der Film Markt auf dem an mehreren Computern die Kurzfilme von DVD geschaut werden können. Hier lohnt es sicherlich, seine Postkarten auszulegen und sein Plakat zu platzieren. Die Unterlagen von German Films fanden hier dankbare Abnehmer. Die mitgebrachten DVD’s händigten wir unter anderem Festival Programmern anderer großer US-Festivals aus.
Nach einer Woche mit hochklassigen Kurzfilmen, Wüstenhitze und Parties lag unser Screening um 10:00 Uhr morgens am Samstag eher ungünstig - dachten wir - denn das Kino war voll. Fast ausschließlich „Einheimische“, meist ältere Paare, füllten den Saal zusammen mit einigen neuen Freunden, die rechtzeitig aus dem Bett kamen. Der Block war abwechslungsreich, obwohl sich alle Filme nur um das Thema „Paare“ drehten. Unser Film NEBENEINANDER lief als letztes und als das Licht für die Fragerunde anging, war der Saal halb leer. Das kam für uns unerwartet. Als wir jedoch nach der Fragerunde den Saal verließen, berichteten uns die Veranstalter, dass die Leute, die nach unserem Film aus dem Saal gegangen waren, Tränen in den Augen hatten.
Bei der Preisverleihung gab es dann noch eine freudige Überraschung, mit der wir angesichts der vielen hochklassigen Filme nicht gerechnet hatten. NEBENEINANDER gewann den „Runner Up“ (2. Preis) Best Student Shortfilm Award, Live Action, 15 min. and under. Ich kann jedem Kurzfilmmacher nur raten, seinen Film in Palm Springs einzureichen, um sich mit einer Menge hervorragender Kurzfilmmacher aus aller Welt zu messen. Und wenn man eingeladen wird, muss man unbedingt hinfahren. Es lohnt sich.
Eine Kritik sei erlaubt. Die angebotenen Panel Diskussionen sind interessant, richten sich aber vor allem an einheimische Filmemacher und bleiben im Ganzen doch recht oberflächlich, was aber auch an den sehr einfallslosen Fragen des Publikums gelegen haben mag. Es lohnt sich sicher, im Voraus Termine mit anderen Gästen aus der Filmindustrie zu machen und die Nähe zu L.A. zu nutzen, um gezielt Gespräche zu führen oder Kontakte zu pflegen.
Palm Springs International ShortFest (CA) ist ein absolutes „MUST GO“ für jeden Kurzfilm - Filmemacher.
www.psfilmfest.org
Mitte Juni 2010 - Im Landeanflug auf L.A. mischt sich die Wetterprognose des Captains in die düster sphärischen Klänge von Vangelis Bladerunner Soundtrack. Sicher gelandet führte uns der erste Weg nach 12 Stunden Economy Class Flug an den Strand; Füße ausstrecken und Sonnenuntergang inklusive. Zwei Fahrtstunden entfernt liegt Palm Springs östlich von L.A. mitten in der Wüste.
Bis in die 60er Jahre war dies der Erholungsort vieler Hollywoodstars, heute ist Palm Springs ein beliebter Winterurlaubsort für Rentner und auch die Gay Community hat in Palm Springs ein beliebtes Reiseziel gefunden.
Das 16. Palm Springs International ShortFest präsentierte 2010 ein Lineup von 314 Filmen aus 43 Ländern, die aus über 3.000 Einreichungen ausgewählt wurden und in 52 Programmen an 7 Tagen zusammengefasst und in mehreren Kinos gleichzeitig gezeigt wurden. 17 ausgelobte Preise in verschiedenen Kategorien lockten auch dieses Jahr viele Filmemacher persönlich anwesend zu sein.
Damit gehört Palm Springs neben Aspen zu den wichtigsten und größten Kurzfilmfestivals in den USA. Unter den Wettbewerbsfilmen waren unter anderem auch Filme von Hollywood Schauspielern wie James Franco, Kirsten Dunst und Glenn Close. Die Qualität der eingereichten Kurzfilme überraschte uns sehr. Selten haben wir so eine Auswahl an hochwertigen, spannenden und besonderen Kurzfilmen gesehen wie in diesem Kurzfilmprogramm. Umso stolzer waren wir natürlich, dass unser Film hier im Wettbewerb lief.
Dem Festival angeschlossen ist ein riesiger Film Markt, auf dem neben den Wettbewerbsbeiträgen auch ausgewählte Einreichungen, die es dieses Jahr nicht in die Auswahl geschafft hatten, eine Chance bekommen sich den vielen Festival Scouts und anderen Interessierten zu präsentieren. Insgesamt ca. 650 Kurzfilme kann man, wenn man es in der Zeit schafft, dort sehen. Um verpasste Filme nachzuholen und um andere Filmemacher zu treffen, ist das auf jeden Fall der Treffpunkt auf dem Festival.
Leider lässt die enge Programmierung es nicht zu, alle Filme im gut ausgestatteten Camelot Kino zu sehen. Sehr oft muss man sich zwischen Blöcken entscheiden oder günstig sitzen um in ein anderes Screening zu schleichen. Was in dem für unsere Verhältnisse völlig unterkühlten Kino nicht fehlen darf ist der Pullover oder zumindest eine Jacke – und das mitten in der Wüste, bei bis zu 41 Grad im Schatten.
Einen Großteil seines Charmes gewinnt das Festival durch die vielen herumwuselnden freiwilligen Helfer, die alles mit einer für den Außenstehenden nicht immer ersichtlichen Ordnung erledigen und immer ein Lächeln auf den Lippen haben. Den anderen Teil machen natürlich die angereisten Filmemacher aus. Gesprächstoff gibt es nach einem Tag voller Filme genug und die abendlichen Parties in unterschiedlichen Locations machen es leicht, sich wiederzufinden und ins Gespräch zu kommen. Die ausgelassenste Party ist hierbei mit Abstand die Gay!La Party. Eine schöne Abwechslung zu den anderen eher schickeren und steiferen Bars.
Im Hilton, dem zentralen Festivalhotel gibt es in der Filmemacher Lounge mit dem Festivalpass stets kostenlose Getränke und Snacks. Gleich nebenan befindet sich der Film Markt auf dem an mehreren Computern die Kurzfilme von DVD geschaut werden können. Hier lohnt es sicherlich, seine Postkarten auszulegen und sein Plakat zu platzieren. Die Unterlagen von German Films fanden hier dankbare Abnehmer. Die mitgebrachten DVD’s händigten wir unter anderem Festival Programmern anderer großer US-Festivals aus.
Nach einer Woche mit hochklassigen Kurzfilmen, Wüstenhitze und Parties lag unser Screening um 10:00 Uhr morgens am Samstag eher ungünstig - dachten wir - denn das Kino war voll. Fast ausschließlich „Einheimische“, meist ältere Paare, füllten den Saal zusammen mit einigen neuen Freunden, die rechtzeitig aus dem Bett kamen. Der Block war abwechslungsreich, obwohl sich alle Filme nur um das Thema „Paare“ drehten. Unser Film NEBENEINANDER lief als letztes und als das Licht für die Fragerunde anging, war der Saal halb leer. Das kam für uns unerwartet. Als wir jedoch nach der Fragerunde den Saal verließen, berichteten uns die Veranstalter, dass die Leute, die nach unserem Film aus dem Saal gegangen waren, Tränen in den Augen hatten.
Bei der Preisverleihung gab es dann noch eine freudige Überraschung, mit der wir angesichts der vielen hochklassigen Filme nicht gerechnet hatten. NEBENEINANDER gewann den „Runner Up“ (2. Preis) Best Student Shortfilm Award, Live Action, 15 min. and under. Ich kann jedem Kurzfilmmacher nur raten, seinen Film in Palm Springs einzureichen, um sich mit einer Menge hervorragender Kurzfilmmacher aus aller Welt zu messen. Und wenn man eingeladen wird, muss man unbedingt hinfahren. Es lohnt sich.
Eine Kritik sei erlaubt. Die angebotenen Panel Diskussionen sind interessant, richten sich aber vor allem an einheimische Filmemacher und bleiben im Ganzen doch recht oberflächlich, was aber auch an den sehr einfallslosen Fragen des Publikums gelegen haben mag. Es lohnt sich sicher, im Voraus Termine mit anderen Gästen aus der Filmindustrie zu machen und die Nähe zu L.A. zu nutzen, um gezielt Gespräche zu führen oder Kontakte zu pflegen.
Palm Springs International ShortFest (CA) ist ein absolutes „MUST GO“ für jeden Kurzfilm - Filmemacher.
www.psfilmfest.org