Palm Springs International ShortFest 2017
20.-26.06.2017
Ein Reisebericht von Michael Fetter Nathansky (GABI)
Ich muss fairerweise sagen, dass es der kalifornischen Kleinstadt Palm Springs nicht sehr schwer gemacht wurde, von mir als angenehm und überwiegend positiv wahrgenommen zu werden. Schließlich wurde ich am Abend vor meiner Reise in das beschauliche Rentnerparadies in einem Bus in Los Angeles mit einem Messer bedroht. Es ging alles gut, der Busfahrer und eine Gruppe älterer Frauen mit lateinamerikanischen Wurzeln halfen mir, aber trotzdem wollte ich nicht mehr lange in dieser Stadt bleiben, die ich in meiner kurzen Zeit hauptsächlich als eine Mischung aus freundlicher Oberflächlichkeit und krimineller Ernsthaftigkeit kennengelernt hatte. Nein, ich wollte so schnell es ging weiter nach Palm Springs.
Meine Studienkollegin Sophie Linnenbaum, die letztes Jahr mit ihrem Film „OUT OF FRAME“ dort gewesen war, hatte bereits in den höchsten Tönen von dem Festival geschwärmt. Eine tolle Stimmung, ein wunderbarer Austausch zwischen den Filmemachern, vorzügliche Essensangebote, endlose Poolparties und ein herzerwärmendes Publikum würde mich dort erwarten. Zu den ersten Menschen, mit denen ich ins Gespräch kam gehörte das Paar auf einem meiner Photos. Da sie, wie viele ihrer Freunde regelmäßig zu dem Festival gehen, hatten sie ironischerweise letztes Jahr Sophie kennengelernt und konnten sich noch gut an sie erinnern. Die Dame auf dem Photo ist übrigens die Cousine von William Friedkin (dem Regisseur von „Der Exorzist“.)
Was in Deutschland vielerorts belächelt oder auch kritisiert wird ist der fehlende Gehalt des amerikanischen „How are you“s. Ich denke auch, dass die Frage in den seltensten Fällen sich wirklich auf die tiefsten, inneren Emotionen des Befragten bezieht, aber dafür ist sie immer ein Gesprächsangebot, das dann in den meisten Fällen auch angenommen wird. Jedenfalls war es so bei diesem Festival. Denn hier sprach jeder mit jedem. Die Filmemacher untereinander, aber eben auch die Zuschauer mit den Filmemachern. Man hatte hier in keinster Weise das Gefühl, nur in der eigenen Blase zu verkehren. Jemanden zu fragen, wie es ihm geht, war hier nun mal in keinster Weise komisch, sondern vielmehr selbstverständlich. Um in den Kontakt mit Menschen zu kommen, ist das ein aus meiner Sicht sehr begrüßenswertes Kulturphänomen.
Hier eine kleine Auswahl an Leuten, die ich während des Festivals kennenlernen durfte:
Paul Sloop, ein unglaublich herzlicher Festivalleiter aus Cleveland, der jedem Film, der es ganz knapp nicht schafft, eine lange Erklärung schreibt, wie sehr er den Film gemocht hat und aus welchen Gründen es dann doch nicht geklappt hat. Auch er kannte Sophie aus dem letzten Jahr und da war es natürlich schön ihn auch auf ihren Film PIX im Market hinweisen zu können.
Marie Dvorakova, eine tscheschiche Filmemacherin, die in New York lebt und dort regelmäßig festivalartige Filmabende organisiert. Sie war die Erste, die mich auf GABI ansprach, da sie den Film im Market gesehen hatte und half mir auf sehr leidenschaftliche Weise, Werbung für den Film zu machen. Ihr eigener Film „Who is who in Mycology“ ist mittlerweile für den Studentenoscar nominiert, wie ich gehört habe.
Lily Rodriguez, die Festivalleiterin, die mich und vier weitere Filmemacher in einem Gruppeninterview zu unseren Filmen befragte. Das war eine sehr schöne Erfahrung und auch eine sehr schöne Idee, sich gleich auf diese Weise kennenlernen zu können. Leider habe ich bis heute den Beitrag nicht geschickt bekommen und ich vermute, dass irgendetwas auf technischer Seite schief gelaufen sein muss. Das ist deshalb schade, weil es mein einziges Interview in dieser Zeit bleiben sollte.
Auf einem weiteren Photo sehen wir einen der vielbesuchten Pannels. Die thematische Breite war beeindruckend. Von serieller Dramaturgie, bis Virtual Reality hin zu „Meet the Festival Directors“. Bei jenem Panel, war auch einer der Leiter aus Sundance dort und man spürte im Raum, wie jeder Filmemacher sich wünschte irgendwie die Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen. Fast alle Festivalvertreter waren jedoch sehr deutlich in ihren Aussagen: Wir schauen uns alle Filme an, es bringt nichts, sich vorher einzuschleimen. Den sympathischsten Eindruck machte auch hier wieder Paul Sloop von dem Festival in Cleveland, da er auch versuchte sich in die Lage der Filmemacher hinein zu versetzen.
GABI wurde erst am letzten Festivaltag gezeigt, was etwas ungünstig war. Zwar, war er ja auch im Market zu sehen, doch bekamen dort meinem Gefühl nach vor allem die Filme Aufsehen, die schon einmal im Kino gezeigt worden waren und dann die Runde gemacht hatten. In dem Sinne fand ich es etwas schade, dass die Filme nur einmal gezeigt wurden. Es ist ja immer ein bisschen schwer als Filmemacher darüber zu sprechen, wie das Publikum den Film wahrgenommen hat. Ich hatte das Gefühl, dass GABI bei den anderen Filmemachern recht gut angekommen war, während die Palm Springsler Einheimischen nicht allzu viel mit dem Film anfangen konnten. Dieser Eindruck rührt daher, dass die meistgestellte Frage an Gisa Flake, die Darstellerin von GABI, die erfreulicherweise ebenfalls gekommen war, lautete: Wie schwer war dieser Sack, den du am Anfang tragen musstest?
Das Festival endete mit einem Auftritt vom Schauspieler Matthew Modine, der von seinen Begegnungen mit Stanley Kubrick berichtete und einer letzten Poolparty. Diese ging bis in den nächsten Morgen hinein und war wunderschön. Auch noch heute, wo schon einige Monate vergangen sind, denke ich hin und wieder an die damaligen Gespräche und die aufgehende Sonne in der Wüste. Besonders erinnere ich mich noch an die außergewöhnlichen Dramaturgie-Ideen einer mexikanischen Regisseurin, die visuelle Herangehensweise eines holländischen Kameramanns, aber auch an die vielen Anekdoten der einheimischen Volunteers, die selbst fast alle ein Film wert wären.
Alles in allem war es ein großes Geschenk, dort gewesen zu sein.
Für diejenigen, die selbst mal dort hinwollen, kann ich folgende Punkte vorschlagen:
-die Festivalleiter fragen, ob es möglich wäre den Film zu Beginn des Festivals zu zeigen (dann gibt es noch mehr Möglichkeiten in Austausch zu kommen)
-so viel Sonnencreme wie möglich einpacken, denn es waren sage und schreibe 51 Grad Celsius dort
-Couchsurfen, denn sonst könnte es teuer werden
-sich rechtzeitig Gedanken machen, was mögliche Pressekontakte betrifft
www.psfilmfest.org/2017-shortfest
Meine Studienkollegin Sophie Linnenbaum, die letztes Jahr mit ihrem Film „OUT OF FRAME“ dort gewesen war, hatte bereits in den höchsten Tönen von dem Festival geschwärmt. Eine tolle Stimmung, ein wunderbarer Austausch zwischen den Filmemachern, vorzügliche Essensangebote, endlose Poolparties und ein herzerwärmendes Publikum würde mich dort erwarten. Zu den ersten Menschen, mit denen ich ins Gespräch kam gehörte das Paar auf einem meiner Photos. Da sie, wie viele ihrer Freunde regelmäßig zu dem Festival gehen, hatten sie ironischerweise letztes Jahr Sophie kennengelernt und konnten sich noch gut an sie erinnern. Die Dame auf dem Photo ist übrigens die Cousine von William Friedkin (dem Regisseur von „Der Exorzist“.)
Was in Deutschland vielerorts belächelt oder auch kritisiert wird ist der fehlende Gehalt des amerikanischen „How are you“s. Ich denke auch, dass die Frage in den seltensten Fällen sich wirklich auf die tiefsten, inneren Emotionen des Befragten bezieht, aber dafür ist sie immer ein Gesprächsangebot, das dann in den meisten Fällen auch angenommen wird. Jedenfalls war es so bei diesem Festival. Denn hier sprach jeder mit jedem. Die Filmemacher untereinander, aber eben auch die Zuschauer mit den Filmemachern. Man hatte hier in keinster Weise das Gefühl, nur in der eigenen Blase zu verkehren. Jemanden zu fragen, wie es ihm geht, war hier nun mal in keinster Weise komisch, sondern vielmehr selbstverständlich. Um in den Kontakt mit Menschen zu kommen, ist das ein aus meiner Sicht sehr begrüßenswertes Kulturphänomen.
Hier eine kleine Auswahl an Leuten, die ich während des Festivals kennenlernen durfte:
Paul Sloop, ein unglaublich herzlicher Festivalleiter aus Cleveland, der jedem Film, der es ganz knapp nicht schafft, eine lange Erklärung schreibt, wie sehr er den Film gemocht hat und aus welchen Gründen es dann doch nicht geklappt hat. Auch er kannte Sophie aus dem letzten Jahr und da war es natürlich schön ihn auch auf ihren Film PIX im Market hinweisen zu können.
Marie Dvorakova, eine tscheschiche Filmemacherin, die in New York lebt und dort regelmäßig festivalartige Filmabende organisiert. Sie war die Erste, die mich auf GABI ansprach, da sie den Film im Market gesehen hatte und half mir auf sehr leidenschaftliche Weise, Werbung für den Film zu machen. Ihr eigener Film „Who is who in Mycology“ ist mittlerweile für den Studentenoscar nominiert, wie ich gehört habe.
Lily Rodriguez, die Festivalleiterin, die mich und vier weitere Filmemacher in einem Gruppeninterview zu unseren Filmen befragte. Das war eine sehr schöne Erfahrung und auch eine sehr schöne Idee, sich gleich auf diese Weise kennenlernen zu können. Leider habe ich bis heute den Beitrag nicht geschickt bekommen und ich vermute, dass irgendetwas auf technischer Seite schief gelaufen sein muss. Das ist deshalb schade, weil es mein einziges Interview in dieser Zeit bleiben sollte.
Auf einem weiteren Photo sehen wir einen der vielbesuchten Pannels. Die thematische Breite war beeindruckend. Von serieller Dramaturgie, bis Virtual Reality hin zu „Meet the Festival Directors“. Bei jenem Panel, war auch einer der Leiter aus Sundance dort und man spürte im Raum, wie jeder Filmemacher sich wünschte irgendwie die Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen. Fast alle Festivalvertreter waren jedoch sehr deutlich in ihren Aussagen: Wir schauen uns alle Filme an, es bringt nichts, sich vorher einzuschleimen. Den sympathischsten Eindruck machte auch hier wieder Paul Sloop von dem Festival in Cleveland, da er auch versuchte sich in die Lage der Filmemacher hinein zu versetzen.
GABI wurde erst am letzten Festivaltag gezeigt, was etwas ungünstig war. Zwar, war er ja auch im Market zu sehen, doch bekamen dort meinem Gefühl nach vor allem die Filme Aufsehen, die schon einmal im Kino gezeigt worden waren und dann die Runde gemacht hatten. In dem Sinne fand ich es etwas schade, dass die Filme nur einmal gezeigt wurden. Es ist ja immer ein bisschen schwer als Filmemacher darüber zu sprechen, wie das Publikum den Film wahrgenommen hat. Ich hatte das Gefühl, dass GABI bei den anderen Filmemachern recht gut angekommen war, während die Palm Springsler Einheimischen nicht allzu viel mit dem Film anfangen konnten. Dieser Eindruck rührt daher, dass die meistgestellte Frage an Gisa Flake, die Darstellerin von GABI, die erfreulicherweise ebenfalls gekommen war, lautete: Wie schwer war dieser Sack, den du am Anfang tragen musstest?
Das Festival endete mit einem Auftritt vom Schauspieler Matthew Modine, der von seinen Begegnungen mit Stanley Kubrick berichtete und einer letzten Poolparty. Diese ging bis in den nächsten Morgen hinein und war wunderschön. Auch noch heute, wo schon einige Monate vergangen sind, denke ich hin und wieder an die damaligen Gespräche und die aufgehende Sonne in der Wüste. Besonders erinnere ich mich noch an die außergewöhnlichen Dramaturgie-Ideen einer mexikanischen Regisseurin, die visuelle Herangehensweise eines holländischen Kameramanns, aber auch an die vielen Anekdoten der einheimischen Volunteers, die selbst fast alle ein Film wert wären.
Alles in allem war es ein großes Geschenk, dort gewesen zu sein.
Für diejenigen, die selbst mal dort hinwollen, kann ich folgende Punkte vorschlagen:
-die Festivalleiter fragen, ob es möglich wäre den Film zu Beginn des Festivals zu zeigen (dann gibt es noch mehr Möglichkeiten in Austausch zu kommen)
-so viel Sonnencreme wie möglich einpacken, denn es waren sage und schreibe 51 Grad Celsius dort
-Couchsurfen, denn sonst könnte es teuer werden
-sich rechtzeitig Gedanken machen, was mögliche Pressekontakte betrifft
www.psfilmfest.org/2017-shortfest