Palm Springs International ShortFest 2016
Als uns im Mai die Einladung zum Palm Springs ShortFest in Kalifornien erreichte, war direkt klar, dass wir dort hinfliegen werden. Das Festival ist das größte Kurzfilm-Festival in den USA und zählt zu den wichtigsten weltweit. Genug Gründe also, um eine Reise dorthin zu planen. Des Weiteren war es auch meine erste Reise in die USA, und somit war das Festival natürlich auch ein perfekter Anlass für diesen Trip.
Palm Springs ist definitiv ein guter Ort, um seinen Kurzfilm zu präsentieren, vor allem auch, wenn es, wie in unserem Fall, die Weltpremiere ist. Mein dystopischer Kurzfilm „The Swelling“ lief dort im Film-Noir Programm am 24.06.2016. Das Programm war eher am Stil der Filme als an ihrem Inhalt orientiert aber ich denke, dass es schon der beste Slot für den Film war. Die Vorführung verlief sehr gut, und es war eine klasse Erfahrung, den Film vor einem US-Publikum zu zeigen.
In den USA nimmt man Filme ganz anders wahr. Es fehlt das permanente Intellektualisieren, wie ich es von den meisten europäischen Festivals gewohnt bin. Filme werden in den USA meiner Meinung nach mehr aus dem Bauch heraus bewertet, und das ist durchaus eine interessante und wichtige Erfahrung für einen Filmemacher aus Deutschland. Man sieht da eher, wie der Film bei einem realen Publikum ankommt und muss sich also nicht zu sehr mit den Statements von Branchen-Insidern oder Kulturellen herumschlagen, die aus meiner Sicht Filme oft zu sehr durch ihre eigenen Filter betrachten.
Wir reisten während der ersten Nacht des Festivals an und standen direkt in einer massiven Wand aus trockner Hitze. Am Tag vor unserer Anreise war es 52 °C heiß. Man merkte also sofort: Wir sind mitten in der Wüste in einem der heißesten Orte Kaliforniens. Es war tagsüber immer 40-45 °C warm, und man musste sich sehr schnell dran gewöhnen, möglichst viel Wasser zu trinken, denn in dieser Hitze verliert man nicht einmal einen Tropfen Schweiß. Man trocknet also schneller aus, als man es selbst merkt.
Das Festival selbst ist perfekt organisiert. Es liefen über 300 internationale Kurzfilme in zahlreichen Programmen. Dazu gab es jede Menge Workshops, Panels, den Film-Market und jeden Abend eine andere Party. Die Partys waren aber in aller Regel schon um 23:00 Uhr vorbei, was etwas ungewöhnlich ist. In Europa sind Festival-Partys dann ja meistens erst am Losgehen und in den meisten Fällen „open end“.
Das Festival-Team besteht aus einigen jungen und sehr engagierten Volunteers und gleichzeitig aus vielen pensionierten Einwohnern der Stadt. Man merkt, dass das Festival ein fester und sehr gut gepflegter Bestandteil von Palm Springs ist. Das Publikum würde ich größtenteils auch eher in den höheren Semestern einordnen. Das sollte aber nicht abschrecken. Die Menschen waren allesamt sehr offen und unkompliziert. Ich habe viele interessante Menschen getroffen und kennengelernt. Man spürt, dass eine große Neugier auf Kurzfilme aus aller Herren Länder herrscht.
Insgesamt war das Festival also eine tolle Erfahrung, die ich gerne weiterempfehle, auch wenn ich dazu sagen muss, dass das Klima nach knapp einer Woche doch schon an die Substanz geht, zumindest wenn man, wie ich, Hamburger Klima gewöhnt ist. Palm Springs selbst ist dazu auch noch eine etwas bizarre Stadt. Der Ort wirkt irgendwie etwas künstlich und konstruiert und hat irgendwas von Desert Madness meets Elysium. Auch das Festival selbst wirkt teilweise ein bisschen wie eine große Maschine mit der dazu gehörigen Selbstdarstellung, was aber wohl auch der Größe des Programms geschuldet ist und keine böse Kritik sein soll. Es ist schier unmöglich, alle Filme zu sehen, aber man kann sich ja auch die meisten Titel im Market anschauen.
Neben dem Festival bietet vor allem das Umland von Palm Springs unendlich viel schöne und interessante Natur. Wir waren jeden Morgen zum Wandern in den Canyons, und alleine das ist schon ein Grund, Palm Springs zu besuchen.
Im Großen und Ganzen kann ich eine Reise nach Palm Springs also definitiv empfehlen.