Mit Unterstützung von AG Kurzfilm und German Films konnte ich im Februar 2017 zu der Amerika-Premiere meines Kurzfilms „Prinzessin des Alltags“ beim MIX NYC - New York Queer Experimental Film Festival reisen. Es handelt sich bei dem Festival um ein renommiertes, bereits seit 29 Jahren bestehendes Experimentalfilmfestival in den USA, das weltweit Inspiration für weitere Festivals dieser Art gewesen ist, wie etwa für das MIX Copenhagen, MIX Brazil oder MIX Milan. Damit bot es mir die Möglichkeit, auf einer Plattform Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu schaffen, auf der auch Filmgrößen wie Todd Haynes, Gus Van Sant, Barbara Hammer, Isaac Julien und Christine Vachon frühe Arbeiten gezeigt haben.
Das MIX NYC ist ein kleines Festival im positiven Sinne, da es dadurch eine vertraute und familiäre Atmosphäre bietet. Ich habe mich dort als Gast sehr willkommen gefühlt und konnte erleben, dass in der queeren Filmszene in New York eine sehr enge Verbindung zwischen den Filmschaffenden, der Festival-Organisation und dem Publikum besteht. Dies wurde durch die Wahl der diesjährigen Location noch verstärkt: Das Festival fand an einem Ort der queeren Community statt, der eigens für das Festival umgebaut wurde, so dass Kino, Bar und der soziale Festival-Ort an einem Platz vorzufinden waren. So war es leicht und niedrigschwellig möglich, mit unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu kommen. Das Festival und die Stimmung waren entsprechend sehr herzlich, auf angenehme Weise familiär und dementsprechend einfach war es mit den anderen Filmschaffenden, den Festival-Organisator*innen und Künstler*innen in Kontakt zu kommen. Das Festival selbst steht ganz in Sinne der Selbstorganisation und ist ein Festival von Künstler*innen und Filmschaffenden für die queere Community und andere Künstler*innen und Filmschaffende. Es ist ein Treffpunkt, um den internationalen Experimentalfilm zu feiern. Mit entsprechend viel Sorgfalt war auch das gesamte Programm kuratiert, in dem jedes einzelne Programm sowohl inhaltlich als auch formal bestens aufeinander abgestimmt war. Es war eine wunderbare Erfahrung, meinen Film so sorgfältig kuratiert zu sehen und mich in dem anschliessenden Q&A einem sowohl inhaltlich als auch künstlerisch sehr interessierten und fundierten Publikum zu stellen, aus dem sich im Anschluss – auch über den gesamten Festival-Zeitraum – noch sehr interessante Gespräche und Kontakte ergeben haben.
Die Organisator*innen sind mir und meinem Film mit viel Engagement, Leidenschaft und Wertschätzung begegnet, ebenso den anderen Filmemacher*innen. Dieser Fokus auf Community-Building zeigt sich auch darin, dass viele Filmschaffende ihre Filme immer wieder gerne auf dem Festival präsentieren, was wiederum zu der familiären Atmosphäre beiträgt. Aufgrund dieser Familiarität ist es ein Festival, das nicht primär für die Industrie gemacht wird, sondern für die Community und die Filmschaffenden selbst: hier sind cineastische Enthusiasten am Werk, die ihre Leidenschaft für experimentellen Film mit anderen Filmschaffenden teilen wollen, um so wiederum eine Inspiration für neue Filme und inhaltliche Auseinandersetzungen zu bieten. Dementsprechend sucht man Events die exklusiv für Filmemacher und Industrievertreter*innen organisiert sind hier vergebens. Stattdessen gibt es Film-Events die als Workshops konzipiert sind, in denen alle Anwesenden zu einem regen inhaltlichen wie auch formalen Gedankenaustausch eingeladen werden. Das Festival selbst ist filmisch sehr international ausgerichtet, aufgrund seines begrenzten Budgets aber hauptsächlich – neben dem regulären Festival-Publikum – von nationalen Filmschaffenden besucht. Ich war der einzige internationale Festival-Gast, der extra zum Festival angereist war.
Dennoch bietet das Festival gerade aufgrund seiner familiären Stimmung auch eine sehr gute Möglichkeit, sich zu vernetzen und Aufmerksamkeit für die eigene Arbeit zu erhalten. So folgten für mich im Nachgang des Festivals weitere Einladungen und Anfragen zu US-amerikanischen Festivals.
Wer klassische Auswertungs- und Festival-Strukturen erwartet ist hier falsch, aber wer seinen Film einem enthusiastischen Publikum präsentieren möchte, das wiederum US-weit vernetzt ist, ist hier mit Sicherheit goldrichtig. Ich würde mich sehr freuen, weitere Filme von mir auf einem Festival in den kommenden Jahren zu sehen.
https://mixnyc29.org