Das New York International Children's Film Festival ist ein seit fast 20 Jahren stattfindendes und offenbar bei New Yorker Eltern und Kindern sehr beliebtes Festival, das sich gänzlich auf Kinderfilme spezialisiert. Dabei werden die Filme in unterschiedlichen Kategorien gezeigt: „Shorts for Tots“ mit Filmen für Kinder von 3-6, „Shorts for Kids“ für 5-10 Jahre, „Shorts for teens“ für 12-18-Jährige und außerdem einige Langfilme. Ich habe während der Screenings, die ich besuchen konnte, einige Filme entdeckt, die mir sehr gefallen haben und die ich noch auf keinem europäischen Filmfestival gesehen hatte, ich persönlich halte die Filmauswahl also für ziemlich gelungen. Die Jury des Festivals umfasst einige sehr große Namen, die meisten Preise werden aber vom Publikum vergeben und von der „großen Jury“ ist beim Festival selbst nichts zu sehen.
Mein Film „looks“ lief im Programm für die ganz Kleinen und außerdem in einigen „FilmEd“ Screenings, die für field trips der New Yorker Grundschulen angeboten wurden. Ich konnte bei einem solchen „FilmEd“ Screening sowie bei einem regulären Screening meines Films dabei sein. Die Besonderheit an Erstem war, dass es im Anschluss ein kleines Interview und Q&A auf der Bühne des Kinos gab (bei den normalen Screenings der „Shorts for Tots“ war dies nicht der Fall, es wurde aber auf die Anwesenheit des Filmemachers hingewiesen sowie dass dieser für Fragen nach dem Film zur Verfügung steht.) Das Q&A nach dem „FilmEd“ Screening war für mich etwas ganz Besonderes, da ich selten so direkt in Kontakt mit den kleinen Zuschauern meines Films komme und sich (gemessen an der Aufnahmefähigkeit von kleinen Kindern) schon viel Zeit für Fragen genommen wurde. Viele hatten ganz spezielle Fragen und es war sehr schön zu sehen, wie der Film angenommen wurde. Die Organisation dieses Screenings war alles in allem ziemlich gut. Die Organisatorin dieser field trips, Jessica Gaines, war sehr freundlich und hat mich im Voraus gut auf ihre Fragen und den Rahmen der Veranstaltung vorbereitet.
Das meiner Meinung nach etwas Außergewöhnliche an dem Festival ist, dass es über vier Wochenenden verteilt stattfand (zumindest dieses Jahr, 2016). Ich entschied mich für die Anreise am letzten Wochenende, an dem auch das „Closing Event“ stattfindet und halte das auch für das am besten geeignete Wochenende, da hier am ehesten die Möglichkeit besteht, andere Filmemacher in lockerer „Nach-Preisverleihung“-Stimmung kennenzulernen. Das Festival war über drei verschiedene Veranstaltungsstätten verteilt, die aber allesamt in Downtown Manhattan lagen (zwei davon, das SVA Theatre und das BowTie Cinema ganz nah beieinander in Chelsea).
Ich muss zugeben, dass ich mir das Festival bzw. das „Drumrum“ schon etwas größer vorgestellt hatte. Gerade vom Closing Event hatte ich mir etwas mehr erwartet. Dieses bestand nur daraus, dass um 16 Uhr noch einmal die besten Filme gezeigt wurden, anschließend folgte um 17 Uhr die Preisverleihung (die meisten Preise werden über Abstimmungszettel vom Publikum gewählt), und dann gab es noch ein kleines „Get-Together“ im Foyer des Kinos. Das hat sich meiner Meinung nach aber ziemlich schnell verlaufen (womöglich, da es der nächste Tag der Montag und somit für viele ein Arbeitstag war) und ich habe nur drei bis vier andere Filmemacher kennengelernt. Gegen 18 Uhr war dann schon kaum noch etwas los und meine Frage, ob es das jetzt schon war, wurde leider bejaht. Die Begegnung mit den wenigen Filmemachern war für mich aber sehr sehr interessant, da ich insbesondere andere junge Animationsfilmemacher kennenlernen konnte. Außerdem habe ich eine Verantwortliche für das Programm eines Filmfestivals in Wellington, Neuseeland kennengelernt, der ich auch direkt einige der AG Kurzfilm/German Films-DVDs mitgab. Die anderen DVDs und einige Kataloge habe ich Rodney Uhler, meinem Hauptkontakt beim NYICFF gegeben, der auch mit Programmplanern anderer Festivals in Kontakt steht.
Die Organisation des Festivals war ziemlich gut und auf alle meine Fragen konnten mir Antworten gegeben werden. Da ich an das Festival noch fünf Tage Aufenthalt in New York gehängt habe, habe ich die Übernachtung privat organisiert, kann dazu also nichts sagen. Die Betreuung durch die Koordinatoren war wirklich sehr freundlich und hilfreich, allerdings stand das genaue Festivalprogramm meines Erachtens relativ spät fest und ich hätte mir wie gesagt etwas mehr Angebot in Richtung „Networking/Kennenlern-Events“ gewünscht. Insgesamt hatte ich auch das Gefühl, dass nicht viele Filmemacher anwesend waren und wenn überhaupt, dann nur aus der Gegend (NYC, Connecticut, D.C.). Dabei war die Filmauswahl sehr international, da Filme aus 35 Ländern vertreten waren.
Mir persönlich haben die Reise zum NYICFF insgesamt und die Filmauswahl sehr gut gefallen. In Hinsicht auf das Festivalprogramm und das Knüpfen (vieler) neuer Kontakte kann ich das Festival hingegen etwas weniger empfehlen, da gibt es sicher besser geeignete Festivals. Es war aber schön, sich in einem Umfeld voller Liebhaber von Kinderfilmen wiederzufinden, da man mit Kinderfilmen bei anderen Festivals oft nur im Rahmenprogramm oder auf Kinderveranstaltungen landet und die Wertschätzung hier gefühlt schon eine andere ist. Alle Beteiligten des Festivals waren auf jeden Fall extrem freundlich und es regnete viel Lob für die Filme. Im Endeffekt war für mich das Kennenlernen der (zwar wenigen, aber interessanten) anderen Animationsfilmemacher das Highlight des Festivals, der Austausch war für mich extrem motivierend und inspirierend und ich fliege auf jeden Fall mit sehr viel neuem Input zurück nach Deutschland! Durch diese Kontakte würde ich auch sagen, dass sich mein Aufenthalt auf jeden Fall doch gelohnt hat.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass meine Reise zum NYICFF ohne die Unterstützung durch die AG Kurzfilm und German Films nicht möglich gewesen und ich unglaublich dankbar dafür bin!
www.nyicff.org