New York City Independent Film Festival 2015
Das NYC Independent Film Festival fand im Jahr 2015 vom 12.-18. Oktober statt. In dieser Woche flimmerten rund 300 Filme über die Leinwände der fünf kleinen Kinosäle des Producers Club. Als zweite Location wurde noch dazu das Helen Mills Theater eingespannt. Wobei das Angebot im Schatten des Producers Club merklich an Präsenz verlor. Das Film Festival feierte 2015 seinen sechsten Geburtstag. Die Presse bezeichnet es als spannendes, aufstrebendes NYC Filmereignis. In Gesprächen mit New Yorker Filmschaffenden wurde aber auch klar, dass dem Festival noch ein gutes Stück Weg bevor steht. Denn einigen lokalen Filmemachern war das jährliche Event bisher noch unbekannt.
Keine zehn Gehminuten von Broadway und Time Square entfernt, liegt der Hauptveranstaltungsort mitten im Herzen von Manhattan. Die Räumlichkeiten sind schlicht und nicht allzu groß, dabei profitiert die Location von der quirligen, inspirierenden Nachbarschaft und dem spannenden Publikum.
Im Vorfeld des Festivals wurden wir, wie üblich per Mail, über die Zusage für unseren Kurzfilm Ameisenpakt informiert. Die Kommunikation mit den Verantwortlichen verlief sehr freundlich und grundsätzlich hilfsbereit, allerdings auch etwas unzuverlässig. Nicht alle Fragen wurden im Vorfeld beantwortet und auch kamen nicht alle Infomails bei uns an. So konnten wir lange nichts über die Handhabung der Festivalpässe oder über Termine, wie zum Beispiel die Award Ceremony, herausfinden.
Das NYC Independent Film Festival hat bisher keine Kooperation mit Partner Hotels. Nach mehrmaligem Nachfragen wurden wir allerdings an Human Hotels verwiesen. Eine Website auf der Mitarbeiter und Freunde besonderer Events Teilnehmern ein Zimmer in Privatunterkünften zur Verfügung stellen können. Freie Zimmer gab es dennoch leider keine. Filmemacher sollten sich darauf einstellen ein Hotel oder YMCA zu buchen oder beispielsweise über Airbnb eine Wohnmöglichkeit zu finden.
Nichts desto weniger werden sich Filmemacher sehr willkommen fühlen. Das Team vor Ort arbeitet lässig professionell und verwickelt gern in kurze Gespräche. Ein kleines Willkommens-Kit unterhält und informiert. Von Sonnenbrille bis Programmheft wurde an alles gedacht. Filmschaffende sowie Publikum nehmen einen schnell auf in ihre Gesprächsrunden und ganz typisch amerikanisch ist man ruck, zuck in mehrere Unterhaltungen zeitgleich involviert.
Als Vertreter unseres Films erhielten wir zwei All Access Passes, die einem auch die Möglichkeit boten, an den interessanten Seminaren und Gesprächsrunden teilzunehmen. So gab es unter anderem Seminare, die sich mit den Themen der Filmfinanzierung oder der Suche nach einem Verleih/Vertrieb beschäftigten. Der Fokus dieser Seminare lag deutlich auf dem nordamerikanischen Markt. Deutsche Filmemacher können aber sicher dennoch die eine oder andere Idee mit nach Hause nehmen.
Das Screening unseres Films fand am Abend neben vier weiteren Kurzfilmen in unserem Programm statt. Der sehr kleine Kinosaal war zur Hälfte gefüllt, was durchaus positiv zu bewerten ist. Vorstellungen um die Mittagszeit waren deutlich schlechter besucht. Das Publikum war sehr interessiert und klar in Lob und Kritik. Nach dem Screening fand ein kurzes Q&A statt, welches anschließend in kleinerem Rahmen in der Bar/Lounge fortgesetzt wurde. Ameisenpakt erhielt an dem Abend viel spannendes Feedback - eine der wertvollsten Erfahrungen dieses Festivals!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das New York City Independent Film Festival noch spürbar in den Kinderschuhen steckt. Nicht alles Organisatorische und alle Kommunikation verliefen reibungslos. Auch spielt das Festival (noch) keine tragende Rolle in der New Yorker bzw. der US-Amerikanischen Filmszene. Dennoch darf man gespannt sein, wohin sich das Festival diesbezüglich in den nächsten Jahren entwickelt. Die Atmosphäre ist locker und zu den richtigen Uhrzeiten findet man viele spannende Gesprächspartner in der Lounge/Bar oder während einer der zahlreichen Rahmenveranstaltungen. Das Festival und die Stadt selbst bieten Filmemachern darüber hinaus natürlich viele Möglichkeiten zum Wachsen und Kontakte knüpfen. New York kann eine wunderbare Quelle der Inspiration sein, vor allem wenn man sich auch mal abseits der Touristen Hot Spots bewegt.
Fazit:
Örtlichkeit: Klein. Zur Primetime gute Möglichkeiten zum Kontakte knüpfen. Angebote: Gute Auswahl an Seminaren und Abendprogrammen. Kommunikation: Befriedigend Betreuung vor Ort: Gut Wahrnehmung inder Öffentlichkeit: Das Festival scheint auch bei New Yorker Filmschaffenden weitgehend unbekannt, hat aber Potential sich gut zu entwickeln.
Empfehlungen:
- Die einfach gehaltene Eröffnungsveranstaltung ist das größte Event des Festivals. Es empfiehlt sich rechtzeitig anzureisen und diesen Abend mitzunehmen.
- Unterkünfte in der direkten Nachbarschaft in Manhattan sind recht teuer. Brooklyn bietet günstigere Übernachtungsmöglichkeiten und darüber hinaus die spannendere Umgebung. Mit dem L Train kommt man schnell innerhalb 20 Minuten nach Manhatten und auch zum Producers Club.
- Das Festival bietet neben der Bar keine Möglichkeit zum Verweilen. Daher bietet es sich an, rechtzeitig Termine mit anderen Filmschaffenden auszumachen oder ein gutes Touristenprogramm in der Tasche zu haben.
- Filmemacher sollten auf die Uhrzeit des eigenen Screenings achten. Screenings um die Mittagszeit waren schlecht bis fast gar nicht besucht.
- Es ist möglich Werbematerial zum eigenen Film auszulegen. Der dafür vorgesehene Tisch ist allerdings recht überladen mit Postkarten und ähnlichem. Vielleicht hilft es ein Format oder Design zu wählen, das etwas ins Auge sticht.
Kontakte:
- Festivalleiter ist Dennis Cieri. Er ist zugleich auch einer der Gründer des Festivals.
- Kurator der Kurzfilm-Sektion 2015 war Daniil Deych. Bei Fragen steht er gern zur Verfügung. Die E-Mail Adresse: supershortcurator@nycindieff.com- Allgemeine Fragen können gerichtet werden an: info@nycindieff.com
Abschließend kann man sagen, dass das New York City Independent Film Festival eine wirklich besondere und bereichernde Erfahrung für mich als Filmemacher war. Das lag in großem Maße aber auch an der spannenden Stadt selbst. Der Bedeutung des deutschen Kurzfilms an sich wurde in meinen Augen keine tragende Rolle zugesprochen. Auch war das Interesse an der AG Kurzfilm als Vertreter des deutschen Kurzfilms im Trubel des Festivals eher gering. Dennoch schienen die Veranstalter offen, sodass es sinnvoll scheint, den Kontakt aufrecht zu erhalten, um zukünftig die German Short Film Association in New York mehr zu featuren. Unseren Film jedenfalls im Lichterglanz des Empire State Building und unter den Augen der Freiheitsstatue bei diesem underdog Film Festival zeigen zu dürfen, war einfach wunderbar.
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